Las Vegas. Das sind starke Töne: „Man braucht keine 100-jährige Tradition, um zu definieren, wie die nächste Generation der Mobilität aussieht.“ Nick Simpson, Top-Manager des US-Branchenneulings Faraday, stänkert gegen die klassischen Autohersteller. Anlass ist die Präsentation seines selbstfahrenden E-Mobils, des Prototypen „FF Zero 1“ – kürzlich in Las Vegas auf der weltgrößten Elektronikmesse CES.
Die Rivalität zwischen Auto-Industrie, Start-ups und IT-Konzernen nimmt zu. Längst sind nicht nur Google und Co. im Angriffsmodus: „Die etablierten Hersteller zeigen ihrerseits, dass sie über digitale Kompetenz verfügen“, beobachtet Branchenkenner Professor Stefan Bratzel.
So stellte BMW (wird übrigens dieses Jahr 100) in Las Vegas seine Vision der mobilen Zukunft vor. Das Besondere am „BMW i Vision Future Interaction“: Die Bayern haben das komplette Betriebssystem selbst entwickelt. Die IT-Giganten aus den USA blieben außen vor – demnach würden nicht sie, sondern BMW das Geschäft mit all den Kundendaten machen, die während der Fahrt gesammelt werden. Vor welchem Ladengeschäft wird geparkt? Mit wem wird telefoniert? Welche Web-Seiten werden aufgerufen?
Aus Sicht von Bratzel, der am Center of Automotive Management im rheinischen Bergisch Gladbach forscht, der richtige Weg: „Die Nutzung von Smartphones verändert die Mobilität. Die traditionellen Autobauer müssen lernen, den Kundenkontakt durch digitale Medien herzustellen und zu halten.“
Zwar seien die Internetkonzerne „technologisch sehr gut unterwegs“. Doch die Auto-Industrie sei ihnen überlegen, wenn es um die Produktion großer Mengen von Fahrzeugen gehe.
Positiv sieht Bratzel auch die Zukunft der Zulieferer: „Es zeigt sich bereits, dass ihr Wertschöpfungsanteil steigt, wenn sie Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren bedienen.“