Wenn Hannah Leson an der langen Reihe filzgepolsterter Boards mit Bettwäsche-Entwürfen vorbeigeht, bleibt sie oft bei ihren Lieblingsentwürfen stehen: ein Einhorn vor pastellfarbenem Hintergrund – und direkt daneben ein forsch dreinschauender Feuerwehrmann mit grellrotem Helm und blauer Hose. „Solche Motive für Kinder kreiere ich am liebsten“, sagt die junge Produktgestalterin Textil beim aktiv-Besuch im Design-Atelier des Bettwäsche-Herstellers Biberna in Hamminkeln.
„Speziell bei den Motiven für Kinder kann ich so richtig meine Kreativität spielen lassen.“
Hannah Leson, Produktgestalterin
Hier hängt eine enorme Menge alternativer Muster-Designs: Sie bieten eine Vielzahl an Farben und geometrischen Formen – mal in dezenter, mal in intensiver Ausführung. „Speziell bei den Motiven für Kinder kann ich so richtig meine Kreativität spielen lassen“, sagt Leson, „sie sind verspielter und bildlicher.“ Aber natürlich bringt die gebürtige Münsteranerin auch alle möglichen anderen Motive und Ideen in die Bettwäschekollektionen des Familienbetriebs ein.
Entwürfe für Eigenmarken und namhafte Handelsmarken
Dazu gehören unter anderem die in Hamminkeln produzierten Eigenmarken Biberna und Castell sowie die in Lizenz gefertigte Bettwäsche-Kollektion Daniel Hechter. Auch im Auftrag namhafter Handelskunden wird Bettwäsche in Eigenmarken gefertigt.
Leson hat 2024 ihre Ausbildung zur Produktgestalterin bei Biberna beendet, und zwar als IHK-Beste in ihrem Ausbildungsberuf. Seitdem ist sie für das Design von einigen Bettwäschekollektionen zuständig – ein Job, in dem es auf viele Details ankommt.
Der Arbeitsprozess startet mit einer Kundenanfrage: „Meistens sind darin schon Designs aus dem Vorjahr enthalten, die ich als Vorlage nutzen kann.“ Leson orientiert sich aber auch an den jeweiligen Trendfarben des Jahres. Die werden anlässlich der Fashion Weeks in London oder New York meistens im Februar oder März veröffentlicht.
Erst das Design, dann die technische Arbeit
Für diesen Sommer sind das etwa Apricot, Lila, Koralle, Aqua und Gelb, Rot, Gold und Grün. Zu den Farben kommen geometrische Formen wie Kreise und Streifen oder auch florale Motive, die Leson selbst entwickelt oder Design-Datenbanken entnimmt. „Das alles fasse ich zu einem Konzept zusammen.“ Am Ende steht eine digitale Sammlung mit bis zu 30 Designs in jeweils vier Farben, die die Produktgestalterin an ihre Kunden schickt. „Meistens bekomme ich binnen weniger Tage eine Antwort mit der gewünschten Auswahl und Änderungswünschen.“
Dann beginnt die technische Arbeit, für die ein scharfes Auge wichtig ist: Leson bereitet die Entwürfe für den Druck präzise auf und erstellt daraus Rapporte, also sich laufend wiederholende Muster. In einem zweiten Schritt entstehen daraus Farbkanäle. Aus ihnen erstellt der Druckdienstleister dann die Schablonen für den Farbdruck. Gegebenenfalls holt sie auch Nutzungslizenzen für die gewählten Motive ein. Erst dann gehen die finalen Druckdaten an den Druckdienstleister, der auch schon mal im Ausland sitzen kann. Das alles geschieht am Computer.
Kommunizieren können – auch auf Englisch
„Oft sehe ich das Ergebnis meiner Arbeit beim Einkaufen. Und das motiviert mich jedes Mal aufs Neue.“
Hannah Leson, Produktgestalterin
„Da hängt also eine Menge Abstimmungsarbeit hinter. Deshalb braucht man Geduld, man muss kommunikativ sein und sich auch auf Englisch verständigen können.“ Das gilt besonders dann, wenn sie beim sogenannten Abschlag, das ist ein textiler Probedruck, Farbungenauigkeiten oder Fehler im Muster entdeckt: „Dann muss ich innerhalb kurzer Zeit Korrekturen an den Druckdaten vornehmen und das mit dem Druckdienstleister besprechen.“
Viel Arbeit also, die sich für die Produktgestalterin aber absolut lohnt: „Oft sehe ich das Ergebnis meiner Arbeit beim Einkaufen. Und das motiviert mich jedes Mal aufs Neue.“
Das Unternehmen
- Der Familienbetrieb Biberna wurde 1932 als Lohnweberei gegründet. Mittlerweile arbeitet die vierte Generation im Unternehmen.
- Rund 100 Mitarbeitende fertigen pro Jahr eine halbe Million Bettwäsche-Garnituren.
- Neben Bettwaren gehören auch Spannbettüberzüge, Matratzenschutz und Bühnenmolton sowie Wohndecken und Bademäntel zum Angebot.

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.
Alle Beiträge der Autorin