Viele haben es nicht für möglich gehalten: Aber er ist wieder da! Donald Trump ist erneut zum Präsidenten der USA gewählt worden und wird im kommenden Januar sein Amt antreten. Für die bayerische Wirtschaft, die eng mit den USA verknüpft ist, dürfte das spürbare negative Auswirkungen haben.
Befürchtet wird vor allem mehr Protektionismus, also die verstärkte Abschottung des amerikanischen Marktes. „Als exportorientierte bayerische Wirtschaft sehen wir vor allem Trumps Ankündigungen von Strafzöllen auf US-Importe in Höhe von 10 bis 20 Prozent mit Sorge“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und der Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm. „Diese Zölle würden Produkte bayerischer Hersteller teurer und damit weniger wettbewerbsfähig auf dem US-Markt machen.“
Die USA sind für Bayern der zweitwichtigste Handelspartner
Zahlreiche Unternehmen würde das hart treffen. Für Automobilhersteller oder den Maschinenbau etwa sind die USA ein extrem wichtiger Markt. Für Bayerns Wirtschaft insgesamt waren die Vereinigten Staaten 2023 mit einem Handelsvolumen von 42,1 Milliarden Euro hinter China der zweitwichtigste Handelspartner.
Das Münchner Ifo-Institut rechnet bei Basiszöllen von 20 Prozent, dass die deutschen Exporte in die USA um etwa 15 Prozent zurückgehen könnten. Zusätzlich würden die Ausfuhren nach China um 10 Prozent sinken, weil Chinas Exporte in die USA massiv zurückgehen würden.
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich die USA weiter von einer offenen, globalen Zusammenarbeit entfernen“, warnt Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft. Deutschland und die EU müssten nun ihre Position durch eigene Maßnahmen stärken. „Dazu gehören eine tiefere Integration des EU-Dienstleistungsmarkts und glaubwürdige Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den USA.“
Den transatlatischen Wirtschaftsbeziehungen drohen vier schwierige Jahre
Die Sorgen reichen jedoch über Zölle hinaus. Auch eine Beendigung der Zusammenarbeit im EU-US-Handels- und Technologierat steht im Raum. „Und nicht zuletzt wird Trumps unberechenbarer Regierungsstil für vier schwierige und schwer kalkulierbare Jahre in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen sorgen“, erwartet vbw-Chef Brossardt.
Außerdem drohen in den sicherheitspolitischen Fragen nachteilige Entwicklungen für Europa. In vielen Ländern werden vermutlich die Verteidigungsausgaben noch einmal deutlich steigen müssen. Die größer werdende Unsicherheit kommt noch hinzu. „Die Auswirkungen eines militärischen Konflikts zwischen China und Taiwan oder die Beendigung der US-Unterstützung für die Ukraine sind bisher kaum abschätzbar, werden aber gravierend für Europa sein“, fürchtet Brossardt.
Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.
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