Hannover. Randlose Brille, perfekter Krawattenknoten, dezentes Firmenlogo am Kragen – wer Andreas Jäger kennenlernt, dem fallen zuerst die Adjektive „korrekt“ und „konservativ“ ein. Doch daraus sollte man nicht schlussfolgern, dass der 58-jährige Unternehmer aus Hannover nicht auf der Höhe der Zeit ist und nicht über seinen Tellerrand hinausschaut. Im Gegenteil.

Umsatz in zehn Jahren um 50 Millionen Euro gestiegen

Bei einem spontanen Treffen auf der Hannover-Messe beschreibt er die Umwälzungen durch die Digitalisierung präziser und anschaulicher als jeder Sprecher eines Großkonzerns. Und kaum ein anderes hannoversches Unternehmen ist so international ausgerichtet wie die Jäger-Gruppe, die Andreas Jäger mit seinen Brüdern Sebastian und Marius-Quintus leitet. Die mehr als 800 Mitarbeiter entwickeln und produzieren an 20 Standorten, unter anderem in Deutschland, den USA, China, Polen und den Niederlanden.

Der Umsatz wuchs innerhalb von zehn Jahren von 150 Millionen auf 200 Millionen Euro. Innovativ, ehrgeizig, aber geleitet von traditionellen Werten – so könnte man Jägers Erfolgsrezept zusammenfassen.

Und dafür haben ihn kürzlich seine Unternehmerkollegen aus der Heimat ausgezeichnet. Der Regionalkreis Hannover des Verbands der Familienunternehmer kürte ihn im Schloss Herrenhausen zum „Familienunternehmer des Jahres“. Jäger habe seine Firmengruppe mit Weitblick und einer klaren Zielausrichtung zukunftsfähig aufgestellt, lobte Andreas Pralle, Regionalvorsitzender des Verbands.

Leistungsorientierung muss in Balance zur Menschlichkeit stehen

Für Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann ist die Jäger-Gruppe der „Prototyp eines Familienunternehmens“. Sie zeige exemplarisch, wie ein Unternehmen über mehrere Generationen international erfolgreich im Wettbewerb bestehen könne.

Jäger selbst betonte, dass „Leistungsorientierung nicht im Widerspruch, sondern in Balance zu Menschlichkeit“ stehen müsse. „Das eine geht nicht ohne das andere.“ Es seien seine Mitarbeiter, die ihre Produkte „so einzigartig und erfolgreich“ machten. Er hoffe, dass seine Firma sich auch in Zukunft den Familiencharakter bewahre, „bei allem Wachstum“.

Die Jäger-Gruppe stellt vor allem Komponenten aus Gummi und Kunststoff her, für Erntemaschinen, Pumpen, Windräder und viele andere Arten von Anlagen und Maschinen. Teile wie Membranen, Schläuche oder Riemen, die unverzichtbar, aber in den fertigen Produkten auch unsichtbar sind. Das erklärt, warum selbst in Hannover viele Menschen die Jäger-Gruppe nicht kennen.

Erste Produkte für Erdölförderer entwickelt

Gegründet wurde sie 1942 von Arnold Jäger senior in Hannover. In den 50er Jahren kamen weitere Standorte und erste selbst entwickelte und hergestellte Produkte hinzu, unter anderem für die damals zwischen Hannover und Celle tätigen Erdölförderer.

Der promovierte Ingenieur Andreas Jäger führt das Unternehmen in der dritten Generation. Mit seinem Bruder Sebastian trat er 1994 in die Geschäftsführung ein. Seitdem hat die Gruppe Tochterfirmen unter anderem in China und den USA gegründet und baute den Umwelttechnik-Bereich erfolgreich aus.

    Meilensteine der Unternehmensgeschichte

    • Produktion: Mit dem Eintritt von Arnold Jäger jun. 1948 begann der Umbau vom Handelsunternehmen zum Hersteller.
    • Internationalisierung: Die Jäger Gruppe wächst mit ihren Kunden. Die Kundennähe führt ab den 1990er Jahren zum Aufbau von insgesamt 20 Vertriebs- und Produktionsstandorten in Deutschland, Holland, Polen, China, Kanada und den USA.
    • Nachhaltigkeit: Seine zukunftsweisenden Technologien für die Abwasserreinigung ergänzt Jäger durch die Integration von Cleartec Water Management in 2012.
    • Fokussierung: Verkauf des Automobil-Geschäftes an Parker Prädifa in 2016.
    • Tradition: 75-jähriges Firmenjubiläum im Oktober 2017.