Tussenhausen. Im Vergleich mit Airbus ist Grob Aircraft ein Winzling. Der europäische Flugzeug-Gigant produziert seine Düsenjets im Standortverbund von mehreren Ländern. Komplette Flugzeuge, genauer gesagt Motorflieger, fertigt in Deutschland aber nur noch ein einziges Unternehmen: Grob im Allgäuer Ort Tussenhausen.
Und das Unternehmen hat hochfliegende Pläne. So will es seine Produktion kräftig ausbauen. „In vier Jahren haben wir mehr als doppelt so viele Beschäftigte“, kündigt Unternehmenschef André Hiebeler an. Die Zahl soll von aktuell 185 auf 400 steigen.
Wie schafft das Unternehmen diesen Kraftakt? Nach der Insolvenz im Jahr 2008 hatte es mit gerade noch 80 Mitarbeitern einen Neustart gewagt – mit den neuen Eigentümern, der Familie Hiebeler und einem Partner. „Basis war die bahnbrechende Technologie von Grob“, sagt Hiebeler.
Weltmarktführer in der Nische der Ausbildung von Militärpiloten
Seit der Gründung 1971 stellt die Firma Propellerflugzeuge aus Faserverbundstoffen in Leichtbauweise her. Hiebeler konzentriert sich auf eine Nische: das Trainingsflugzeug vom Typ „G 120TP“ für Militärpiloten. „In diesem Markt sind wir mittlerweile mit einem Anteil von 30 bis 40 Prozent in der Welt führend“, berichtet der Chef. Die drei Wettbewerber aus den USA, der Schweiz und Südkorea fliegen hinterher.
Die leichteren Maschinen von Grob bringen den Kunden zudem dank einer ausgefeilten Mechanik und Elektronik Kostenvorteile. „Die ersten Stufen zur Pilotenausbildung sind alle mit unserem Flugzeug möglich“, erklärt Hiebeler. „Für Kampfflieger, aber auch für Transportmaschinen und Helikopter.“
Das gelingt vor allem, weil Flugsituationen simuliert werden können, zum Beispiel die Navigation mit Radar bei schlechter Sicht. „Unter dem Strich sind dadurch weniger Flugzeugtypen für die Ausbildung und weniger Trainingsstunden notwendig“, betont Hiebeler. Bei den Kunden – von England bis Indonesien und von Argentinien bis Kenia – kommt das gut an.
„Für die nächsten drei Jahre ist unsere Produktion schon jetzt ausgebucht“, sagt der Firmenchef. 28 Flugzeuge sollen in diesem Jahr hergestellt werden, 8 mehr im nächsten Jahr.
Und in drei Jahren soll eine alte Entwicklung neu auf den Markt kommen: die „G 520“. So hoch kann keine andere Propellermaschine fliegen: 17 Kilometer. Schon vor 23 Jahren hatte Grob das Vorgängermodell gebaut. Hiebeler will den Typ zur Serienreife bringen – als Aufklärungsflugzeug für militärische und zivile Zwecke, um zum Beispiel Ölfelder zu entdecken.