Nordheim. „Atmen, Spannung halten. Perfekt!“ Unter Anleitung des Trainers probiert Alexandra Klenk das Fitnessgerät „Power Plate“ aus, das unter ihren Füßen brummt und vibriert. In der Kantine. Während ihrer Arbeitszeit. Einmal im Monat ist bei AS-Schneider in Nordheim Gesundheitstag, dann können alle Mitarbeiter für solche Aktionen ihre Arbeit unterbrechen.
Ein Fitness-Studio steht allen offen
Die angehende Industriekauffrau findet das super: „Ich mache immer mit, wenn ich nicht gerade in der Berufsschule bin.“
Dieses Familienunternehmen mit 140 Jahren Geschichte ist einer der Weltmarktführer für Industriearmaturen, die in der Mess- und Regeltechnik zum Einsatz kommen. Hier bei Heilbronn arbeiten 260 der fast 400 Beschäftigten. Sie fertigen etwa Armaturen für Ölplattformen und Kraftwerke. Ute Hellger, die Leiterin der Personalabteilung, sagt: „Wir sind besonders arbeitnehmerfreundlich und tun auch einiges dafür.“
Das sei für den Unternehmenserfolg wichtig. „Es ist schwieriger geworden, für Facharbeiterberufe wie Zerspanungsmechaniker den richtigen Nachwuchs zu finden“, erklärt Hellger. „Einige der Berufe unserer Branche haben auch kein so gutes Image und sind nicht sehr bekannt.“ Dabei ist der Alltag in diesem Unternehmen, das Niederlassungen in Rumänien, Singapur, Dubai und den USA hat, sehr spannend. Denn die Mitarbeiter ertüfteln viele maßgeschneiderte Lösungen.
So kam ein Betreiber von Ölplattformen auf das Unternehmen zu: Das Salzwasser greife die Dichtringe von Armaturen an, ob man eine Lösung wisse. Hellger: „Wir haben dann eine Armatur konstruiert, deren Dichtelement mit einer Spezial-Legierung ummantelt ist.“ Andere Armaturen halten Hitze bis 450 Grad Celsius oder sehr hohe Drücke aus.
Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung sind für AS-Schneider selbstverständlich. Die Personaler wollten aber auch der Belegschaft noch mehr bieten. Also entwickelten sie ein Gesundheitsmanagement und taten sich mit einem Fitness-Studio zusammen. Alle sind nun hier automatisch Premium-Mitglieder, können nach Belieben Kurse kostenlos belegen. Jeder Zweite tut das.
Es gehe nicht nur um den Erhalt der Leistungsfähigkeit im Beruf, schildert Geschäftsführer Rolf Kummer: „Unser Team besteht aus individuellen, einzigartigen Menschen, deren Engagement wir unseren Erfolg verdanken“, verdeutlicht er. Die Geschäftsleitung wolle ihnen einfach etwas zurückgeben.
Der Belegschaft Zusatzangebote zu machen, zahle sich auch wieder für den Betrieb aus, betont Hellger. Sie erwartet etwa, dass der Krankenstand sinkt. Und dass die Mitarbeiter weiterhin sehr lange bleiben, wie bisher: „Viele sind schon 20, 30 und mehr Jahre an Bord.“