Leverkusen. Chicken Wings, Pommes und Donuts ohne schlechtes Gewissen genießen – Forscher des Leverkusener Chemiekonzerns Bayer tragen dazu bei. Sie haben Saatgut für ein spezielles Rapsöl ausgetüftelt, damit sich die Leckereien gesünder zubereiten lassen. Das Öl enthält keine schädlichen Transfette mehr, die das Risiko für Arterienverkalkung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Diese Transfette entstehen als Nebenprodukte: Die Hersteller „härten“ Öle durch eine Reaktion mit Wasserstoff, damit sie sich bei den hohen Temperaturen in der Fritteuse nicht zersetzen. Denn erst bei etwa 170 Grad werden Pommes und Co. richtig schön knusprig.

Wie es auch ohne dieses „Härten“ geht, wusste ein Team um Bayer-Forscher Steven Engelen. Und hat den Raps weiter vorangetrieben: „Wir haben ein Frittieröl entwickelt, das beim Erhitzen von Natur aus stabil bleibt. Dafür haben wir einen Raps gezüchtet, der ein Öl erzeugt, das viel Ölsäure enthält.“ Das gelang dem Team im Bayer Innovation Center im belgischen Gent übrigens mit klassischer Züchtung.

Bayer vertreibt die neue Sorte zusammen mit dem US-Konzern Cargill in den USA und Kanada

Heraus kam ein Raps, dessen Öl zu 65 Prozent auf Ölsäure und nur zu 3 Prozent auf Linolensäure basiert. „In strengen Frittiertests bewies es seine Stabilität“, berichtet Engelen. Unter der Handelsmarke „InVigor Health“ vertreibt Bayer solche Sorten bereits zusammen mit dem Lebensmittelkonzern Cargill in Nordamerika. Derzeit entwickelt Engelens Team Rapssorten mit höherem Ölsäuregehalt für den europäischen Markt, um das Angebot für Landwirte bei diesen Ölen auszubauen.

Auch mit anderen Produkten macht Chemie die Ernährung gesünder. Hier einige Beispiele:

  • Omega-3-Fettsäuren. Sie senken die Blutfettwerte, schützen das Herz und sind gefragt in Kapseln, Margarine oder Speiseöl. Die BASF will das Öl mit gentechnisch verändertem Raps, die Evonik mit Meeresalgen erzeugen. Im Visier haben die Erfinder heute zudem die Herstellung von Futtermitteln für die zunehmende Aquakultur von Lachs , für die enorme Mengen Fisch verfüttert werden. Auf den Tisch kommt dann der gesunde Lachs.
  • Vitamine. Mit den lebenswichtigen Stoffen werden immer öfter Nahrungsmittel oder Getränke angereichert. Etwa mit Vitamin A, das wichtig für Augen, Lunge und Haut ist. Die BASF produziert es in Ludwigshafen und fertigt daraus zudem spezielle Pulver, die Grundnahrungsmitteln für Entwicklungsländer beigemischt werden. Vitamin D „made by BASF“ wird Baby- und Kindernahrung für den Knochenaufbau zugesetzt.
  • Pflanzensterine. Diese Stoffe werden aus Sojabohnen gewonnen und sind speziellen Margarine-, Joghurt- und Milchsorten beigemischt. Sie verringern nachweislich die Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung und senken so dessen Spiegel im Blut. Solche Lebensmittel sind aber nur für Menschen gedacht, die tatsächlich Probleme mit Cholesterin haben, raten Experten.
  • Lupinen-Eiweiß. Das ist eine Alternative zu Soja für Vegetarier und Veganer, Allergiker und Cholesterinbewusste. Gewonnen wird es aus der Blauen Süßlupine. Fraunhofer-Forscher haben ein Verfahren entwickelt, das bittere Eiweiß so schmackhaft wie Kuhmilch zu machen, und bekamen dafür den Deutschen Zukunftspreis. Erste Produkte gibt es schon: Eis, Joghurt, Drinks, Desserts und Mayonnaise.