Der Mensch liebt die Geschwindigkeit – je höher das Tempo, desto größer sind Rausch und Nervenkitzel. Deshalb versucht er immer wieder, sich in neue Dimensionen der Beschleunigung zu katapultieren. Und das mit Fahrzeugen aller Art.
Den ersten verbrieften Geschwindigkeitsrekord eines Autos absolvierte am 18. Dezember 1898 Gaston de Chasseloup-Laubat nahe Paris mit seinem Elektroauto. 62,78 Stundenkilometer schaffte der Rennfahrer mit seinem kutschenartigen Gefährt.
Seitdem jagt ein Superlativ den nächsten – zu Lande, zu Wasser und in der Luft. In der folgenden Bilderstrecke zeigen wir Ihnen zehn aktuelle Geschwindigkeitsrekorde:
Der schnellste Trecker der Welt: Valtra T234
Normalerweise rauben sie einem den letzten Nerv: Trecker, die die Landstraße blockieren. Der Valtra T234 jedoch ist alles andere als ein müdes Arbeitstier – er hätte sogar das Zeug für die linke Spur auf der Autobahn. Die Rallye-Legende Juha Kankkunen aus Finnland beschleunigte den 250 PS starken Schlepper im Februar 2015 auf mehr als 130 Stundenkilometer. Und das auf einer vereisten Strecke in Lappland. Kankkunen und der Trecker haben mit Vollgas Einzug in das „Guinness-Buch der Rekorde“ gehalten.
Der schnellste Rasenmäher der Welt: Honda Mean Mower
Ebenfalls im „Guinness-Buch der Rekorde“ ist der Honda Mean Mower verewigt – als schnellster Aufsitz-Rasenmäher der Welt. Auf der spanischen Teststrecke Idiada schaffte der 109 PS starke „fiese Mäher“ am 8. März 2014 stolze 187,6 Stundenkilometer. Auch auf dem Rasen gibt der rote Flitzer eine sportliche Figur ab: Mit 25 km/h mäht der rundum getunte Honda doppelt so schnell wie das Serienmodell. Da staunt der Nachbar Bauklötze.
Das schnellste Fahrzeug auf dem Wasser: „Spirit of Australia“
Schneller als Ken Warby war noch niemand auf dem Wasser unterwegs. Mit seinem Boot „Spirit of Australia“ hält der australische Rennbootfahrer seit 38 Jahren den Weltrekord. Am 8. Oktober 1978 raste Warby mit 511,13 Stundenkilometern über den Stausee Blowering Dam. Sein Raketen-Schiff hatte er selbst entworfen und gebaut, der Düsenantrieb stammte aus einem ausgemusterten Militärflugzeug. Niemand schaffte es bislang, Warby zu übertrumpfen. Deshalb will es der mittlerweile 76-Jährige nun mit einem neuen Boot selbst versuchen.
Das schnellste Fahrzeug auf dem Mond: Lunar Roving Vehicle (LRV) 17
Der US-amerikanische Astronaut Eugene Cernan leitete 1972 die Apollo-17-Mission zum Mond. Er war zwar nicht der erste, sondern der bislang letzte Mensch, der sich auf dem Erdtrabanten aufhielt. Aber immerhin kann er einen Geschwindigkeitsrekord verbuchen. Laut „Guinness-Buch der Rekorde“ schaffte er mit dem Mondfahrzeug „Lunar Roving Vehicle“ (LRV) 17 Stundenkilometer – weitaus mehr als die LRVs der beiden Vorgänger-Missionen. Mit den elektrisch betriebenen Autos wurden unter anderem Gesteinsproben transportiert. Alle drei Exemplare wurden auf dem Mond zurückgelassen.
Das schnellste straßenzugelassene Motorrad ohne Verkleidung: Suzuki LKM-B-King
Elmar Geulen glückte ein besonders halsbrecherischer Weltrekordversuch. Der deutsche Motorradrennfahrer hatte im Herbst 2015 seine Maschine vom Typ Suzuki LKM-B-King auf 295 Stundenkilometer beschleunigt und damit den Weltrekord für straßenzugelassene Motorräder ohne Verkleidung („Naked Bikes“) aufgestellt. Das Verrückte an der Aktion: „Mr. Hayabusa“, so Geulens Künstlername, raste nicht auf einer Rennstrecke oder einem abgesperrten Flugplatz, sondern sonntagmorgens über die Autobahn 31. Zu dieser Zeit herrsche dort kaum Verkehr und eine Geschwindigkeitsbegrenzung gebe es auch nicht, so der Rekord-Raser.
Das schnellste von einer Frau gefahrene Motorrad: Killa Joule
Es geht auch umweltschonender und weniger riskant. Die Schwedin Eva Hakansson ist die schnellste Frau auf einem ziemlich ökologischen Motorrad. Ihr selbst gebauter Streamliner mit Auslegerad heißt Killa Joule und brachte es auf einem Salzsee im US-Bundesstaat Utah auf 434,9 Stundenkilometer. Angetrieben wurde das 5,60 Meter lange Gefährt mit glasfaserverstärkter Kunststoff-Hülle von einer Batterie, die durch Solarkraft aufgeladen werden kann. Hakansson hat bewiesen, dass sich Umweltbewusstsein und Geschwindigkeit keineswegs ausschließen.
Die schnellste konventionelle E-Lokomotive: Siemens ES64U4 (Taurus III)
Magnetschwebebahnen erreichen mittlerweile Geschwindigkeiten von mehr als 600 Stundenkilometern. Aber auch konventionelle Lokomotiven machen zuweilen ordentlich Dampf. Die Elektrolok der Baureihe Siemens ES64U4 (Taurus III) erreichte am 2. September 2006 auf der Strecke Nürnberg–Ingolstadt den Spitzenwert von 357 Stundenkilometern und ist damit noch immer Weltrekordhalterin. Die erste E-Lok stellte das Unternehmen Siemens & Halske übrigens 1879 vor. Und im Jahr 1903 erreichten zwei elektrische Versuchstriebwagen bereits die enorme Geschwindigkeit von mehr als 210 km/h.
Die schnellste Weltumrundung mit einem Hubschrauber: Agusta A109S Grand
Elf Tage, sieben Stunden und fünf Minuten brauchten die US-Amerikaner Edward Kasprowicz und Stephen Sheik, um mit einem Hubschrauber die Welt zu umrunden. Die Strecke von fast 39.000 Kilometern legten sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 136,7 km/h zurück. Zwischendurch musste der Hubschrauber vom Typ Agusta A109S Grand rund 70-mal betankt werden. Start war New York, die Reise ging dann Richtung Osten weiter über Grönland, Großbritannien, Italien, Russland und Kanada – bis die Piloten schließlich wieder in „Big Apple“ landeten.
Das schnellste Auto der Welt: Thrust Supersonic-Car (SCC)
Der nächste Rekordhalter ist schon in Arbeit, aber noch ist das Thrust Supersonic-Car das schnellste Landfahrzeug der Welt. Die Rekordfahrt fand im Oktober 1997 statt: In Nevada steuerte Pilot Andy Green das strahlgetriebene Super-Gefährt knapp 1.228 Stundenkilometer schnell durch die Wüste. Das Thrust SSC (im Bild oben bei seiner ersten öffentlichen Testfahrt 1996) gilt als das erste Auto, das die Schallmauer durchbrach. Die Motoren sind 110.000 PS stark und verbrauchen 18 Liter Benzin – pro Sekunde. Heute steht die rollende Rakete im Coventry Transport Museum.
Das schnellste Serienauto mit Straßenzulassung: Bugatti Veyron 16.4 Super Sport
Nicht ganz so schnell, dafür aber straßentauglich ist der Bugatti Veyron 16.4 Super Sport. Der mit vier Turboladern ausgestattete Supersportwagen stellte im Jahr 2010 auf der VW-Teststrecke Ehra-Lessien den Geschwindigkeitsrekord für Serienfahrzeuge auf: Mit durchschnittlich 431,072 Stundenkilometern raste der Wagen über die Piste, angetrieben von 16 Zylindern und 1.200 PS. Die Beschleunigung ist auch nicht von Pappe: In 2,5 Sekunden ist der Speed-Weltmeister auf 100.