Berlin. Alte Vorschriften behutsam an betriebliche Notwendigkeiten des 21. Jahrhunderts anpassen? Da schaltet die Gewerkschaft IG Metall auf stur: „Die gesetzlichen Grenzen für die Höchstarbeitszeit von 8 Stunden am Tag und 40 Stunden in der Woche sowie eine Ruhezeit von 11 Stunden markieren ein Regelungsdreieck, das auch in der digitalen Arbeitswelt erhalten bleiben muss.“

Mitarbeiter sind ziemlich zufrieden

Die Gewerkschaft möchte allerdings erreichen, dass „die Beschäftigten die Arbeitszeiten wieder stärker selbstbestimmt gestalten können“. Mehr Flexibilität? Das ist für die Betriebe sogar noch wichtiger als für die Mitarbeiter, findet Rainer Dulger, Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Aber er betont: „Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein. Und an erster Stelle stehen die Bedürfnisse unserer Kunden.“

Denn allein die Auftraggeber bestimmten ja, ob und wie viel Arbeit überhaupt zu tun ist. „Und sie bestimmen heutzutage auch, wann sie erledigt sein muss.“

Als Fazit einer Emnid-Umfrage hält Dulger fest: „Die Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie sind beim Thema Arbeitszeit ganz überwiegend zufrieden.“ Im betrieblichen Alltag erfahren sie „ein ausgewogenes Geben und Nehmen“ – und mit behutsamen Änderungen könnte die Mehrheit durchaus leben (Ergebnisse sind hier nachzulesen).

Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen in seiner Branche fordere jetzt eine Modernisierung des deutschen Arbeitszeitrechts, so Dulger weiter: Die Arbeitszeit sollte nicht mehr taggenau, sondern wochenbezogen betrachtet werden (wie das die EU-Richtlinie vorsieht).

Damit deutsche Betriebe mit ihren „weltweit kürzesten tariflichen Arbeitszeiten“ auch künftig im Wettbewerb bestehen können, fordert Dulger: „Wie auch immer eine neue Balance aussieht – sie darf Arbeit bei uns nicht noch teurer machen.“