Eschborn. Das Brexit-Referendum vom 23. Juni, bei dem Großbritannien für den Ausstieg aus der Europäischen Union stimmte, könnte für die deutsche Auto-Industrie schmerzhafte Folgen haben. Das verdeutlicht eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young. Fazit: Diese Schlüsselbranche ist (neben Pharma) „am stärksten“ betroffen.
Es geht um den bei weitem wichtigsten Exportmarkt. Rund 100 deutsche Autobauer und Zulieferer haben dort Fabriken. Peter Fuß, Auto-Experte von Ernst & Young in Eschborn bei Frankfurt: „Die Brexit-Entscheidung hat in Großbritannien zu einem drastisch gesunkenen Vertrauen der Verbraucher geführt. Würde das Pfund auf Dauer abgewertet, müssten britische Käufer für deutsche Autos mehr bezahlen, schlecht für unsere Exporte und Jobs.“
Die Fakten:
- 810.000 Autos aus deutscher Fertigung wurden letztes Jahr nach Großbritannien verkauft, jeder siebte Wagen. Exportumsatz inklusive Kfz-Teilen: 29 Milliarden Euro.
- 50 Prozent betrug der Anteil der deutschen Konzernmarken am britischen Pkw-Markt – das waren 1,3 von 2,6 Millionen Fahrzeugen.
- 216.000 Autos deutscher Konzernmarken liefen auf der Insel vom Band, unter anderem der BMW-Mini.
Andererseits ist die britische Auto-Branche stark von der EU abhängig: Von 1,6 Millionen gebauten Pkws gingen letztes Jahr 57 Prozent in andere Länder der Gemeinschaft. Deshalb könnte der Brexit auch Großbritannien selbst treffen. Er mache diesen Standort weniger attraktiv, erwartet Experte Fuß: „Geplante Investitionen der Autobranche werden womöglich gestoppt.“
Vor allem wegen der Unsicherheit über den künftigen Zugang zum Binnenmarkt: Der EU-Zoll für die Einfuhr von Autos und Autoteilen beträgt 10 Prozent; zudem würde eine eingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit den Austausch von Fachkräften zwischen den Fertigungsstandorten beeinträchtigen – ein Rückschlag für die global agierende deutsche Autobranche.
Was auf dem Spiel steht, zeigt das Beispiel des Autokonzerns PSA (Citroën, Peugeot): Der beschloss jetzt, auch mit Blick auf das Briten-Geschäft, im Werk Poissy bei Paris Kurzarbeit.