Wiesbaden/München. Ob Gurken, Zucchini oder Eisbergsalat – Importgemüse ist viel teurer geworden. Weil es weniger gibt als normal, eine Kältewelle hat die Produktion in Südeuropa einbrechen lassen. Und werden gern gekaufte Waren seltener angeboten, steigt ihr Preis: ökonomisch ganz normal.
„Preis-Explosion“, „Schock am Gemüsestand“ – im Wirbel darüber ging unter, dass selbst sehr teure Gurken kaum Folgen für unseren Kontostand haben! Alle Gemüsesorten zusammengenommen machen im Warenkorb des Durchschnittsverbrauchers gerade mal ein Hundertstel aus, wie das Statistische Bundesamt erläutert. Die Ausgaben für sämtliche Lebensmittel (ohne Alkohol) summieren sich nur auf ein gutes Zehntel der Lebenshaltungskosten.
Der jüngste Anstieg der Inflationsrate auf 2,2 Prozent im Februar liegt denn auch weniger an Gurken und Co. als vielmehr am Ölpreis. Dessen Auf und Ab hat erheblichen Einfluss auf die Teuerung.
Seit dem Frühjahr 2016 ist Öl wieder deutlich teurer geworden
2014 stürzte der Ölpreis ab, 2015 sank er weiter: Die Inflation lag daher zeitweise sogar unter null – und im Jahresschnitt 2016 bei nur 0,5 Prozent. Nun aber schlägt sich in der stets im Jahresvergleich gemessenen Teuerungsrate nieder, dass die Notierungen fürs schwarze Gold seit vorigem Frühjahr stark gestiegen sind.
Dieser Effekt dürfte vorübergehend sein, Experten prognostizieren daher im Schnitt 1,8 Prozent Inflation fürs gesamte Jahr 2017. Bleibt der Ölpreis, wo er ist, dürfte die Teuerungsrate also wieder sinken. Und mit dramatischen Preissprüngen wird eher nicht gerechnet, auch wegen der hohen Lagerbestände. Die Münchner Unternehmensberatung Roland Berger hat dazu gerade eine Studie vorgelegt, sie erwartet ein „langfristiges Verharren der Ölpreise im Preisbereich um 50 Dollar pro Barrel“, also etwa auf dem aktuellen Niveau.
Ansonsten ist die Sache mit der Inflation eher langweilig. Das zeigt eine spezielle Rechnung des Statistischen Bundesamts, die immerhin 80 Prozent des Warenkorbs abdeckt: Lässt man Ausgaben für Energie und Lebensmittel mal außen vor, lag die Teuerung im Januar bei 1,2 Prozent – und exakt dieser Wert ergab sich auch im Jahresschnitt für 2015 wie auch für 2016.
Neben den messbaren Fakten sorgt immer mal wieder auch eine „gefühlte Inflation“ für Schlagzeilen. Die wird von der Großbank Unicredit errechnet, und zwar mit einem dafür ganz bewusst verzerrten Warenkorb. Oft gekaufte Sachen werden in der Unicredit-Rechnung viel stärker gewichtet als es eigentlich nötig wäre. Psychologischer Hintergrund: Preisänderungen von häufig erworbenen Dingen fallen uns eben besonders stark auf. Sprüche à la „Alles wird immer teurer“ lassen sich damit aber gerade nicht begründen.
Zumal die Löhne im Vorjahr mit einem Durchschnittsplus von 2,3 Prozent zum dritten Mal in Folge deutlich stärker gestiegen sind als die Lebenshaltungskosten. Und weitere Entgelterhöhungen sind in vielen Branchen bereits vereinbart. Da kann man sich jetzt also nicht nur ein paar Gurken extra gönnen.