Berlin/Stuttgart. Die Tarifrunde in Deutschlands Schlüsselindustrie Metall und Elektro (M+E) dauert an – und wird inzwischen von gefährlichen Streiks begleitet. In mehr als 250 Betrieben bundesweit sollen nach Ankündigung der Gewerkschaft IG Metall diese Woche die Bänder stillstehen. Nicht „nur“ für einige Warnstreik-Stunden, sondern gleich für 24 Stunden am Stück.

Die entsprechenden Produktionsausfälle könnten schnell sehr teuer werden. Angesichts der auch international eng geknüpften Lieferketten und der minimierten Lagerhaltung kann schon ein Tagesstreik bei einem Zulieferer alle weiteren Unternehmen, die von der Zulieferung abhängen, schwer treffen. Wobei nicht ausgeschlossen scheint, dass am Ende die Gewerkschaft selbst dafür geradestehen muss: Die M+E-Arbeitgeberverbände haben angekündigt, gegen „die rechtswidrigen Streiks der IG Metall“ zu klagen.

Es geht dabei nicht so sehr um die massiv verlängerte Warnstreik-Dauer. Sondern um eine Forderung, die die Gewerkschaft damit durchsetzen möchte: ein neuer Anspruch auf verkürzte Arbeitszeit, verbunden mit einem Zuschuss für bestimmte Beschäftigtengruppen. Das würde letztlich zu unterschiedlichen Stundenlöhnen für exakt gleiche Arbeit führen, so Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger: „Der geforderte Lohnausgleich ist ungerecht, diskriminierend und rechtswidrig.“ Ein Streik, mit dem eine rechtswidrige Forderung durchgesetzt werden soll, ist für Juristen selbst rechtswidrig.

6,8 Prozent mehr Geld lagen schon auf dem Tisch

Die Diskussion um die Arbeitszeit beherrscht bekanntlich generell die Tarifrunde 2018. Um die Folgen des geforderten Teilzeit-Anspruchs aufzufangen, möchten die Arbeitgeber im Gegenzug zusätzliches Arbeitszeitvolumen für die Betriebe gewinnen.

Wie das im Detail gehen könnte – darüber ist während der fünften Verhandlungsrunde für die baden-württembergische M+E-Industrie besonders rege diskutiert worden. „Wir haben alle möglichen Brücken gebaut“, betonte Dulger dann kurz nach Abbruch der Gespräche. Die IG Metall habe aber „allen Verhandlungsfortschritten zum Trotz zuletzt unerfüllbare Nachforderungen“ gestellt und „mit ihrer Verhandlungsweise „viel Porzellan zerschlagen“.

Dabei lag in Stuttgart schon gutes Geld auf dem Tisch: Nach Mitteilung des Arbeitgeberverbands Südwestmetall haben die Arbeitgeber für eine Laufzeit von 27 Monaten ein Gesamtvolumen von 6,8 Prozent angeboten. Wann nun erneut verhandelt wird, steht noch nicht fest.