Erlangen. Den menschlichen Brustkorb beleuchten wie eine Trickfigur im Animationsfilm? Warum nicht! Mit Technik aus dem Filmstudio holen Spezialisten des Siemens-Konzerns noch mehr Informationen aus Aufnahmen von Computer- und Magnetresonanztomografen (kurz: CT und MRT) heraus. Sie nutzen dazu Beleuchtung, die am Computer berechnet wurde. Dieselbe Technik setzt auch den am Zeichenbrett entstandenen Cowboy-Sheriff Woody aus Disneys „Toy Story“ in Szene.

Was die animierten Helden auf der Leinwand so lebendig erscheinen lässt, ist natürliches Umgebungslicht. Mit speziellen Kameras wird es aus verschiedenen Blickwinkeln an realen Plätzen und Drehorten eingefangen und später auf die am Computer erschaffenen Figuren übertragen.

Computer berechnen den Lichteinfall ins Gewebe

Die wirken so täuschend echt. Auch dann, wenn sie mit menschlichen Schauspielern gemeinsam zu sehen sind – etwa wenn Hobbit Frodo in „Herr der Ringe“ auf den computergenerierten Gollum trifft.

Bildbasierte Beleuchtungsrechnung (englisch: Image-based Lighting) nennt sich das aufwendige Rechenverfahren, das Siemens nun auch in der Medizintechnik verwendet. Der Konzern hat dafür eine Software entwickelt. Sie wird derzeit an ausgewählten Kliniken weltweit erprobt.

Beim Blick ins Körperinnere geht man noch einen Schritt weiter als die Film-Industrie: „Wir berechnen nicht nur, wie das Licht an der Oberfläche reflektiert wird, sondern auch wie es ins Gewebe eindringt und dort gestreut wird“, erklärt Klaus Engel, der bei Siemens an Verfahren zur medizinischen Bildgebung forscht.

Für Siemens reist derzeit ein Münchner Fotograf als „Lichtjäger“ um die Welt. Er steuert Panorama-Fotos als Hintergrund für die medizinischen Aufnahmen bei. An Seen, in der U-Bahn oder bei Schweißarbeiten hat er schon Aufnahmen gemacht, um viele Licht-Szenarien einzufangen. Sie werden am Computer später mit den Rohdaten der CT- und MRT-Geräte von Siemens verknüpft.

Die Kombination aus Licht und Bild erweitert die medizinische Diagnose: „Die Technik ermöglicht eine völlig neue Sicht“, so Engel. Ein Arzt könne sich vor einer Operation einen sehr genauen Überblick verschaffen, etwa über einen Knochenbruch, und Patienten anhand der Bilder anschaulich erklären, was ihnen fehlt.