Ennepetal/Nürburgring. Motoren heulen auf, Reifen quietschen – rassige Tourenwagen rasen durch die grüne Hölle, liefern sich spektakuläre Duelle: Auf dem Nürburgring geht es wieder mächtig rund an diesem Wochenende. Und Friedrich Herzog ist mittendrin.

Der 27-Jährige hat sozusagen einen Logenplatz. Vom großen Seitenfenster seines weißen Bilstein-Trucks kann er direkt auf den Ring blicken. Der Industriemechaniker ist mit dafür verantwortlich, dass der Rennzirkus auf Hochtouren läuft: Er prüft die Dämpfer, die während des Rennens zum harten Einsatz kommen. Justiert nach, stellt ein, ist in den Boxen unterwegs. „Ein Traumjob“, sagt Herzog.

In der Rennsaison ist die rollende Werkstatt von thyssenkrupp Bilstein, Spezialist für Fahrwerktechnik aus Ennepetal am Rand des Ruhrgebiets, fast jedes Wochenende draußen. Am Nürburgring ebenso wie in Holland, Frankreich, Großbritannien. Es sind anstrengende Tage für die zwei- bis dreiköpfige Besatzung, denn auf die Bilstein-Technik setzt ein großer Teil der Rennteams. „Da kann es um Minuten gehen, wenn die Mechaniker mit den Dämpfern zum Truck gelaufen kommen“, erzählt Herzog.

Perfekt aufeinander und auf die Strecke abgestimmte Federn und Stoßdämpfer sorgen für den optimalen, stabilen Kontakt zur Fahrbahn – entscheidend bei dem hohen Tempo. Der „Renndienst“-Laster ist eine gefragte Anlaufstelle, seit vielen Jahren ein Wahrzeichen im Fahrerlager. Auch Herzog kennt das Bilstein-Logo schon lange. Er guckte von klein auf mit seinem Vater Autorennen: „Ich stand schon immer mehr auf Autos als auf Fußball.“ Dass er selbst mal die bewunderten Farben trägt, hätte er nie gedacht.

Nach der Realschule lernte der Ennepetaler zunächst Bürokaufmann und arbeitete jahrelang im Familienbetrieb, der Produkte für die Industriehydraulik verkauft. „Es ist nicht so, dass das keinen Spaß gemacht hat“, erinnert er sich, „aber es hat was gefehlt. Ich wollte noch was anderes sehen.“ Bei thyssenkrupp Bilstein machte er ein Praktikum, verlängerte es, stieg in die Ausbildung zum Industriemechaniker ein. Nachdem er die verschiedenen Abteilungen kennengelernt hatte, war klar: „Ich wollte in den Motorsport.“

Der ist eine bedeutende und sehr gefragte Nische in dem Unternehmen, das weltweit mehr als 3.000 Mitarbeiter beschäftigt. 70 Bewerber meldeten sich auf die offene Stelle. „Das Auswahlverfahren war schon sehr hart“, erzählt Herzog. Schon einen Tag nach seinem Ausbildungsende konnte er die Stelle antreten. Nebenbei macht er auch noch eine Weiterbildung zum Techniker.

Hochleistungsdämpfer nur für den Motorsport

„Hier in der Motorsport-Abteilung von Bilstein wird alles in Handarbeit gemacht“, erklärt er. Das elfköpfige Team aus Mechanikern und Ingenieuren entwickelt und baut in engem Kontakt mit den Kunden die Dämpfer zusammen. Mal sind es Einzelstücke, mal Großaufträge von 500 Stück.

Die Außenrohre für die Kolbenstangen werden passend gemacht, die Dämpfer mit Gas, Stickstoff und Öl gefüllt, die Federscheiben montiert. Nichts kommt für die Hochleistungsdämpfer mit ihrem komplexen Verstellsystem aus der Serie. „Es ist viel Erfahrung notwendig, um zu wissen, wo man etwas ändern muss“, weiß Motorsport-Fan Herzog.

Die Abteilung brummt, die Werkstatt wird erweitert. Mehrere Tausend Dämpfer werden jährlich für den Einsatz auf den Rennstrecken neu gebaut oder nach mehreren Einsätzen gewartet. Angepasst werden sie vor Ort, im Bilstein-Truck. Dann ist auch Herzog wieder in seinem Element. Und einem weiteren Traum ein Stückchen näher: „Ich möchte selbst mal Rennen fahren.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Durch mein Interesse am Motorsport. Außerdem suche ich immer wieder neue Herausforderungen.

Was reizt Sie am meisten?

So nah am Geschehen zu sein. Und als Teil des Unternehmens dieses Sport-Image nach außen zu tragen. Sagen zu können: „Ich bin Bilsteiner!“

Worauf kommt es an?

Man muss engagiert sein, den Job gerne machen und eine Leidenschaft dafür haben. Man muss den Motorsport leben.