Neue Technik killt die Jobs und letztlich den Wohlstand: Diese Angst ist alt – und im Rückblick falsch. Seit 1850, als die Dampfmaschine die Werkhallen eroberte, ist das inflationsbereinigte Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland auf das 16-Fache gestiegen. Seit 1913, als das Fließband in Mode kam, stieg es aufs 6-Fache, seit 1970 (Mikrochip) auf das Doppelte.

Derzeit erleben wir die vierte industrielle Revolution, kurz Industrie 4.0, Treiber ist diesmal das Internet. Und wieder fragen sich viele: Was wird aus mir? Man liest von der „Fabrik der Zukunft“, in der die mit eigenen Web-Adressen ausgestatteten Bauteile und Montage-Maschinen ganz prima alleine klarkommen. Von Robotern, die alles besser können, die irgendwann vielleicht sogar beraten, verhandeln, entscheiden, erfinden.

Die OECD, die in Paris ansässige Denkfabrik der Industriestaaten, ist der Sache jetzt nachgegangen. In einer Studie hat sie die Gesamtheit der Arbeitsplätze in Deutschland analysiert. Das Fazit lautet: „Es ist unwahrscheinlich, dass Automatisierung und Digitalisierung in größerem Umfang Jobs vernichten.“

88 Prozent der Arbeitsplätze seien aus heutiger Sicht nicht wirklich automatisierbar. Mit Blick auf die restlichen 12 Prozent betonen die Forscher: „Das ist nicht mit drohendem Beschäftigungsverlust gleichzusetzen.“ Menschen können sich anpassen, neue Aufgaben übernehmen – oder neue Stellen, die durch den Fortschritt erst entstehen. Heißt: „Die Herausforderung liegt im Thema Bildung und Weiterbildung, vor allem für Geringqualifizierte.“

Zu optimistisch? Bei den Technik-Revolutionen Nummer eins bis drei jedenfalls hat genau das am Ende hingehauen.