Bonn. Noch nie waren in Deutschland so viele Pendler unterwegs: 19,6 Millionen Beschäftigte pendelten 2019 zur Arbeit. Das sind 3,6 Millionen mehr als noch vor gut zehn Jahren, wie eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn zeigt.
Grund dafür: der lange Aufschwung am Arbeitsmarkt! Hatten 2012 erst rund 29,5 Millionen Menschen einen sozialversicherungspflichtigen Job, waren es Ende 2019 schon 33,8 Millionen. „Durch den Beschäftigungszuwachs hat sich die absolute Zahl der Pendler deutlich erhöht“, erklärt Thomas Pütz, Verkehrsexperte beim BBSR. Anders sieht das aber beim Pendleranteil aus: „Er liegt bei knapp 60 Prozent – und stagniert seit Jahren auf diesem Niveau.“
Abgeschwächt hat sich derweil der Trend zu immer längeren Arbeitswegen. Im Schnitt fahren Erwerbstätige heute 16,9 Kilometer zur Arbeit. Die 16-Kilometer-Marke wurde schon 2006 überschritten.
Die Verkehrsinfrastruktur bleibt wohl auch in Zukunft überlastet
Einen überraschenden Trend fanden die Forscher übrigens bei den Pendlerzielen: „Das Pendeln zwischen Großstädten hat stark zugenommen“, sagt Pütz. Das Phänomen lässt sich in Großräumen wie Düsseldorf, Köln, Frankfurt oder München beobachten. „Wir vermuten, dass das auch an den guten Bahnverbindungen zwischen den Zentren liegt. Aber auch daran, dass die meisten Arbeitsplätze für gut und hoch Qualifizierte verstärkt in Großstädten liegen.“
Für die Zukunft erwartet der Experte einen leichten Rückgang der Pendlerzahlen. Denn der demografische Wandel macht sich auch da bemerkbar. Die Verkehrssituation dürfte das aber kaum entspannen: „Auf Straße und Schiene wird es voll bleiben“, so Pütz, „weil unsere Verkehrsinfrastruktur seit Jahren überlastet ist.“