Köln. Der traditionsreiche Touristikkonzern Thomas Cook ist pleite, die Zukunft der Fluggesellschaft Condor ungewiss. Was ist da los? Darüber sprach aktiv mit Peter Berster vom Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Thomas Cook insolvent, Condor angeschlagen – sind das Einzelfälle?

Nein. Ganz aktuell haben auch weitere europäische Airlines Insolvenz angemeldet: Adria Airways, XL Airways und Aigle Azur. Wir beobachten eine Konsolidierung, die sich fortsetzen wird. Wahrscheinlich werden die etablierten Netzgesellschaften wie zum Beispiel die Lufthansa und die großen Low-Cost-Carrier wie Ryan Air ihre Marktposition weiter stärken können. Das liegt auch an unserem Reiseverhalten, das sich immer weiter ändert.

Inwiefern?

Während noch vor 20 Jahren der Luftverkehr in Deutschland vor allem durch Linien- und Pauschalflüge geprägt war, entstand mit den Billigfliegern eine neue Art der selbst organisierten Reisen. Aufgrund der zahlreichen Nur-Flug-Angebote haben Touristen viel mehr Möglichkeiten, Reisen individuell zusammenzustellen – und sind nicht mehr auf die Pakete von Veranstaltern wie Thomas Cook angewiesen.

Auch sonst haben die Airlines zu kämpfen …

Ja, es gibt deutliche Überkapazitäten am Markt und einen entsprechend starken Konkurrenzdruck. Dazu haben die Airlines mit Kostensteigerungen zu kämpfen, etwa durch den höheren Ölpreis. Probleme bereitet einigen Fluggesellschaften auch das aktuelle Startverbot für die Boeing 737 Max: Hier ist es schwierig, passenden Ersatz zu finden, bestimmte Langstrecken sind aktuell gar nicht mehr buchbar.

Wie sieht es denn mit der Nachfrage nach Flügen aus?

Die ist verhalten. Wir sehen in Deutschland jetzt sogar einen Rückgang der Flugbewegungen gegenüber dem vergangenen Jahr. In Europa stagniert die Anzahl der Flüge – und weltweit gibt es nur noch ein leichtes Wachstum von 1 bis 2 Prozent.