Nürnberg. Über die Job-Chancen von Flüchtlingen sprach AKTIV mit Ehsan Vallizadeh, Experte am IAB, dem Forschungsinstitut der Agentur für Arbeit in Nürnberg.
315.000 Geflüchtete sind erwerbstätig. Ist das viel?
Diese Zahl bezieht sich auf die 1,1 Millionen Flüchtlinge aus den acht außereuropäischen Haupt-Asylländern. Wie wir aus früheren Perioden wissen, dauert es rund fünf Jahre, bis die Hälfte der Neuankömmlinge einen Job hat. Wenn jetzt fast jeder Dritte eine Arbeit aufgenommen hat, entspricht das den Schätzungen. Allerdings beschleunigt sich seit Jahresbeginn der Anstieg.
Woran liegt das?
Das liegt an der sehr günstigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Außerdem spiegelt es, dass die Maßnahmen, die seit 2016 massiv ausgeweitet wurden, allmählich greifen.
Können Flüchtlinge also den Fachkräftemangel mildern?
Die große Mehrheit ist im Gastgewerbe oder in den wirtschaftsnahen Dienstleistungen, etwa bei Gebäudereinigern, beschäftigt. Bisher arbeiten wenige in der Industrie oder im Handwerk. Das hängt mit der Bildungsstruktur zusammen. Wir haben viele Geringqualifizierte und auf der andere Seite akademisch Gebildete. Es fehlt die Mitte der beruflich Qualifizierten. Denn in den Herkunftsländern gibt es meist kein entsprechendes Ausbildungssystem.
Was muss sich verbessern?
Eine zentrale Aufgabe wird sein, junge Geflüchtete so schnell wie möglich auszubilden. Dafür muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und Anreize geben.