Köln. In der laufenden Tarifrunde geht es der Gewerkschaft IG Metall nicht „nur“ ums Geld: Sie will auch die Tarifbindung in Deutschlands wichtigstem Industriezweig Metall und Elektro (M+E) erhöhen. Wie sehen da die Fakten aus – und was könnte tatsächlich helfen, dieses Ziel zu erreichen?
„Tarifbindung bedeutet, dass ein Unternehmen sich direkt den Regeln des Flächentarifvertrags unterwirft – natürlich freiwillig“, erklärt Hagen Lesch, Experte fürs Thema am Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). „Bundesweit gilt das aktuell für rund 3.500 M+E-Firmen, die fast die Hälfte aller Mitarbeiter beschäftigen.“
Das sind rund 1,8 Millionen Menschen, praktisch genauso viele wie vor zehn Jahren. Wobei die Reichweite des allgemeinen Regelwerks noch darüber hinausgeht. Vier von zehn M+E-Firmen orientieren sich auch ohne formale Bindung am Tarifvertrag.
Lesch betont: Wer mehr direkte Tarifbindung will, muss dafür etwas bieten. „Je flexibler ein Tarifwerk wird, desto attraktiver wird es für die Betriebe.“ Nicht nur, aber auch beim Entgelt hätten die Tarifpartner diverse Möglichkeiten, mehr Spielraum einzubauen, um der unterschiedlichen Lage der einzelnen Branchen und Firmen gerecht zu werden.
So könnte das Ausfallen einer Einmalzahlung ebenso erlaubt werden wie das Verschieben einer prozentualen Lohnerhöhung um einen gewissen Zeitraum – die Zustimmung des Betriebsrats vorausgesetzt.
Zwar lässt sich eine Differenzierung im Prinzip auch über die 2004 in Pforzheim vereinbarten Sonderregeln erreichen (heute stehen sie im M+E-Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung, kurz „TV Besch“). Aber da muss nicht nur der Betriebsrat, sondern auch die Gewerkschaft mitziehen. „Das Unternehmen wird da zum Bittsteller“, gibt Lesch zu bedenken.
Außerdem: „Es macht keinen Sinn, beim allgemeinen Abschluss zu überziehen und das nachher fallweise wieder abzumildern.“ So etwas schwäche die Akzeptanz des Flächentarifvertrags.