Stuttgart/Waldachtal. „Das wird ja wirklich eine Herausforderung“, sagt Noah. Der Zwölfjährige hält eine Anleitung in der Hand, vor sich auf dem Tisch hat er vier Boxen mit einigen Hundert Kunststoffteilen, mit Aluprofilen, Kabeln und Motoren. Daraus soll ein 3-D-Drucker entstehen. Den knapp 700 Euro teuren Baukasten hat der Lernspielzeug-Hersteller Fischertechnik aus Waldachtal im Schwarzwald entwickelt.
3-D-Druck: Entwickelt wurde das Verfahren schon vor 30 Jahren. Doch für Konsumenten ist es erst interessant, seit zum Beispiel jedermann sich als lebensechte Miniaturfigur anfertigen lassen kann und es Drucker für den Hausgebrauch gibt.
In der Industrie ist additive Fertigung nicht mehr wegzudenken. Für Drucker und Material gibt die Wirtschaft in diesem Jahr weltweit gut 14 Milliarden Euro aus, hat die US-Marktforschungsfirma IDC ermittelt. In der Lkw-Sparte von Daimler werden etwa jedes Jahr rund 100.000 Prototypen-Teile gedruckt. Künftig sollen auch Ersatzteile aus dem 3-D-Drucker kommen.
Bis Noah seinen ersten Prototyp – einen kleinen Hammer – aus dem Drucker holen kann, braucht er Geduld. Rund acht Stunden dauert der Aufbau. Dann muss die Software installiert werden, die es erst ermöglicht, dass aus dem digitalen Modell am Bildschirm ein echter Gegenstand wird – wie in professionellen Geräten.
Im Fischertechnik-Drucker werden die Teile aus einem Kunststoff-Draht hergestellt. In der Industrie werden ganz unterschiedliche Materialien verarbeitet, auch in der Serienproduktion, wenn es nicht um große Stückzahlen geht. So stellt der Flugzeugkonzern Airbus Benzinrohre aus Titan im 3-D-Drucker her. Experten gehen davon aus, dass die Technologie Produktionsabläufe in der Industrie grundlegend verändern wird. „Studien der Anlagenhersteller zeigen, dass wir von vollautomatischen 3-D-Fabriken nicht mehr weit entfernt sind“, sagt Bernhard Langefeld von der Unternehmensberatung Roland Berger.
Für die deutschen Maschinenbauer ist der 3-D-Druck bislang ein gutes Geschäft. 70 Prozent der professionellen Geräte kamen laut Langefeld bis 2014 aus Deutschland. Zwar holt die weltweite Konkurrenz nun auf, aber der Experte sieht dennoch goldene Zeiten für die Branche, dank Wachstumsraten von bis zu 30 Prozent pro Jahr.
Auch für Fischertechnik hat sich die Entwicklung des Baukastens offenbar gelohnt. Die Nachfrage aus dem Spielzeughandel sei riesig, heißt es beim Fischer-Konzern aus dem Schwarzwald.