Schweinfurt. Mountainbiker sind hart im Nehmen. Rauf aufs Rad bei Wind und Wetter. Wenn der Dreck ins Gesicht spritzt: Augen zu und durch. Ihre Sorge gilt eher dem verschmutzten Rad. Nach der Fahrt kommt deshalb oft der Hochdruckreiniger zum Einsatz. Dabei gelangen Wasser und Dreck in kleine Zwischenräume. Dadurch rostet das Rad und läuft nicht mehr rund.
Eine Problemstelle sind dabei die Lager: dort, wo sich unter anderem das Laufrad um die Achse dreht. Eine clevere Lösung hatte Benjamin Michael. Als Anwendungsingenieur bei SKF in Schweinfurt befasst er sich mit Wälzlagern, Dichtungen und Schmierungen. Der passionierte Radfahrer Michael baute ein Speziallager des Unternehmens in sein Mountainbike.
Lager stammen aus der Lebensmittel-Industrie
Diese Lager von SKF haben einen Vorteil: Der Raum in ihrem Inneren ist komplett gefüllt. Herkömmliche Lager enthalten nur etwa 25 Prozent Schmiermittel. Der Rest ist Luft – und viel Platz für Wasser und Schmutz. Das Geheimnis der Speziallager ist eine Polymermatrix: ein Kunststoff, der mit Öl getränkt ist. Solche Lager setzt etwa die Lebensmittel-Industrie für Maschinen ein, die häufiges Reinigen überstehen müssen.
„Unsere einzige Sorge beim Fahrrad war, dass wir mit den neuen Lagern schwerer treten müssen“, sagt Michael. Er betreibt das Mountainbiken fast wie ein Profi, düst rund 20 Stunden pro Woche durch die Rhön.
Das „neue“ Rad prüfte er eingehend. Ruck, zuck legte er 5.500 Kilometer zurück. „Läuft wie geschmiert“, stellte er fest und meldete das Patent an. Dann bot SKF den Fahrradfirmen Lager zum Testen an. Das Feedback war nur positiv. „Ein Betrieb hat sich sogar beklagt, dass die Lager bei einem Test auf die maximale Lebensdauer nicht kaputt zu kriegen waren“, sagt Michael schmunzelnd.
Inzwischen liegen SKF Anfragen für hohe Stückzahlen vor. Das Potenzial scheint riesig: Pro Bike könnte man zehn Lager verbauen. Allein hierzulande gibt es laut der Deutschen Initiative Mountainbike etwa vier Millionen Geländeradfahrer. 2015 wurden in Europa mehr als 20 Millionen Räder verkauft, so die Industrie. „Da geht was“, ist Michael zuversichtlich.