Deutschland hat im ersten Halbjahr 2025 etwas weniger Waren exportiert als im Vorjahreszeitraum. Der Export wichtiger Industriegüter sank sogar deutlich: Kraftfahrzeuge und Maschinen verzeichneten beide ein Minus von 3,4 Prozent, chemische Erzeugnisse ein Minus von 2,7 Prozent. Das ist problematisch für die deutsche Wirtschaft – denn sie ist auf einen florierenden internationalen Handel angewiesen.
Nach wie vor sind die USA „wichtigstes Abnehmerland deutscher Waren“, so das Statistische Bundesamt. Aber: Unsere Exporte zu den Amis gingen um 3,9 Prozent zurück.Das geht vor allem auf das Konto des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der mit seiner aggressiven und schlingernden Zollpolitik die Märkte aus dem Takt bringt.

Den Binnenmarkt nutzen und Hürden abbauen
US-Zölle wirken sich aber nicht nur auf den direkten Handel mit den USA aus, sondern auch auf den mit anderen Ländern wie etwa China. Das erklärt Professor Achim Wambach, Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). „Europa steht zwischen US-Protektionismus und chinesischer Industriepolitik“, sagt er. Chinas Reaktionen auf US-Handelsbeschränkungen – wie die stärkere Subventionierung eigener Produkte – treffen auch europäische Handelspartner, machen deren Produkte weniger wettbewerbsfähig.
Trotz des Zoll-Deals, den die EU Anfang August mit den USA geschlossen hat, befürchten Experten, dass sich die Lage in absehbarer Zeit nicht bessern wird. Zwar sei eine Eskalation abgewendet worden, stellt etwa der Bundesverband der Deutschen Industrie fest, aber die EU nehme „schmerzhafte Zölle“ gerade für wichtige Handelsgüter in Kauf, was Schlüsselbranchen wie die Stahl- und Aluminium-Industrie weiter unter Druck setzen werde.
Was aber können Deutschland und die für die Handelspolitik zuständige EU tun? Ökonom Wambach sieht die Lösung darin, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und sich strategisch neuen Partnern zu öffnen: „Zwischen den Machtblöcken USA und China braucht Europa ein stärkeres Auftreten – wirtschaftlich wie politisch.“
„Europa braucht ein stärkeres Auftreten – wirtschaftlich wie politisch“
Professor Achim Wambach, ZEW-Präsident
Auf keinen Fall könne „Abschottung“ die Antwort sein. Denn dabei riskiere man, auch vom Zugang zu wichtigen Rohstoffen wie etwa seltenen Erden abgeschnitten zu werden. Für viele dieser Rohstoffe ist China der Hauptlieferant.
Am naheliegendsten sei es einerseits, weiter auf Handelsabkommen zu setzen – mit Mercosur in Lateinamerika sowie CEPA mit Indonesien hat die EU in jüngster Zeit Abkommen geschlossen. Andererseits müsse der EU-Binnenmarkt gestärkt werden, mahnt Wambach. Schon heute geht ja mehr als die Hälfte der deutschen Waren an Kunden in anderen EU-Staaten, Frankreich, die Niederlande und Polen sind die Hauptabnehmer. Doch da ist noch Luft nach oben, was die Chance bietet, Verluste auf den außereuropäischen Märkten wenigstens teilweise auszugleichen.
Doch das ist nicht so einfach, wie es klingt. Denn trotz des gemeinsamen Binnenmarkts herrschen auch innerhalb der EU Hürden, die den Handel verkomplizieren. Und laut Wirtschaftsministerium wirken diese Barrieren umgerechnet so wie Zölle in Höhe von 44 Prozent! Zum Vergleich: Nach dem Deal zwischen den USA und der EU entfallen in der Regel jetzt 15 Prozent Zölle auf unsere Exportwaren in die Vereinigten Staaten.
Die Bedingungen am Standort Deutschland verbessern
Zu diesen Hürden zählen beispielsweise unterschiedliche Standards bei industriellen Produkten oder bei der Lebensmittelhygiene, unterschiedliche technische Anforderungen oder Umweltkriterien für Produkte sowie unterschiedliche Rechtsvorschriften. Würden sie vereinheitlicht, könnten Unternehmen viel schneller und unkomplizierter Waren innerhalb Europas verkaufen.
Und natürlich müssen am Standort D die Bedingungen für die Unternehmen verbessert werden. Denn unter anderem wegen massiver Bürokratie, teurer Energie und hoher Arbeitskosten sind hiesige Produkte per se schon teurer. Kommen dann noch Zölle obendrauf, bedeutet das erhebliche Nachteile im internationalen Wettbewerb.

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
Alle Beiträge der Autorin





