Marl. Knittert nicht, riecht nicht nach Schweiß, trocknet schnell: Klingt nach dem idealen Kleidungsstück für den Sportler. Der neue Stoff kann aber noch mehr.

„Er ist atmungsaktiv, langlebig, hemmt das Bakterienwachstum und sieht so gut aus, dass man auch Abendkleider daraus schneidern kann", sagt Alexander Richter, Leiter des Produktsegments Consumer Goods bei Evonik. Auf der Kunststoffmesse im Oktober präsentierte das Spezialchemie-Unternehmen – Damenmode! Das Besondere: Der Stoff ist zu 100 Prozent pflanzlichen Ursprungs, nämlich aus Rizinusöl.

Evonik hat das Basismaterial für das Hightech-Gewebe – das Biopolyamid Vestamid Terra – im Bereich Hochleistungskunststoffe in Marl entwickelt. Die Idee: den fossilen Rohstoff Erdöl durch einen nachwachsenden zu ersetzen. Dazu eignet sich der tropische Wunderbaum Rizinus. Das Öl aus seinen Früchten findet man in Medizin, Kosmetik, Lacken und Schmiermitteln.

Sportbekleidung und Polstermaterial

Aus ihm wird nun das Monomer zur Produktion der Biopolyamide gewonnen. Daraus hat der italienische Textilhersteller Fulgar in enger Partnerschaft mit Evonik ein Garn (EVO) entwickelt und die Faser zu einem ultraleichten Superstretch-Gewebe verarbeitet. „Biopolyamide sind Hochleistungsfasern, die für alle Textilanwendungen infrage kommen“, erklärt Richter. Also vom Designerstück über funktionelle Sportkleidung bis hin zu strapazierfähigen Polstern.

Die Umwelt-Bilanz des neuen Materials stimmt auch. Da der Rizinus-Baum längere Dürreperioden übersteht, baut man ihn in trockenen Gebieten an, wo sonst keine Landwirtschaft stattfindet. Der Baum verdrängt also keine Pflanzen für Nahrung oder Tierfutter.

Evonik stellt in Marl mehrere Biopolyamide auf Rizinusöl-Basis her, die verschiedene Eigenschaften haben. Anwendungen sind Spritzguss, Fasern, Pulver, Extrusion und Folien.