Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe wird für Köln gebaut. Sie hat eine Leistung von 150 Megawatt – genug, um bis zu 50.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen.
Als Energiequelle dient Rheinwasser. Bei einer Flusswassertemperatur von rund zehn Grad Celsius im Jahresmittel kann die Wärmepumpe Wasser für das Kölner Fernwärmenetz auf bis zu 110 Grad Nutztemperatur erhitzen. Das dabei nur leicht abgekühlte Rheinwasser kehrt – ansonsten unverändert – zurück in den Fluss. Die innovative Technologie ersetzt fossile Brennstoffe in der Wärmeversorgung, was eine jährlichen Einsparung von rund 100.000 Tonnen CO2 ermöglicht. Die Inbetriebnahme der Rekord-Pumpe ist für das Jahr 2027 geplant.
Aus einer Kilowattstunde Strom werden drei Kilowattstunden Nutzwärme
Auftraggeber ist der Energieversorger Rheinenergie. Den Zuschlag für ihren schlüsselfertigen Bau (Gesamtkosten: rund 280 Millionen Euro) erhielt der Anlagenbauer Everllence – so heißt MAN Energy Solutions seit Umbenennung im Juni. Kernelement sind drei Getriebekompressoren, die das Unternehmen in Berlin und Oberhausen fertigt und testet. Angetrieben werden sie idealerweise mit Wind- oder Sonnenenergie. Damit nämlich arbeiten die Verdichter klimaneutral. Im Mittel werden aus einer Kilowattstunde Strom rund drei Kilowattstunden Nutzwärme.
Everllence arbeitet bereits mit Fernwärmeanbietern an Großprojekten in Dänemark, Finnland und den USA. Firmenchef Dr. Uwe Lauber freut sich über das heimische „Leuchtturmprojekt“ und betont: „Als viertgrößte Stadt Deutschlands übernimmt Köln hier eine Vorreiterrolle und zeigt, wie klimaneutrale Wärmeversorgung in großem Maßstab gelingen kann.“
Geliefert wird alles aus einer Hand – mitsamt Gebäuden und aufwendiger Fischschutzanlagen, mit Fernwärmepumpen, einem Großteil der neuen Flusswasser- und Fernwärmeleitungen auf dem Gelände und inklusive der gesamten sonstigen Technik: Kompressoren, Kondensatoren, Wärmetauscher, das Steuerungssystem und die elektrische Infrastruktur. Everllence-Gesamtprojektleiter Anton Stadler zeigt sich selbstbewusst: „Wir schaffen hier eine Blaupause, die auch auf andere Großwärmepumpenprojekte in Deutschland, Europa und weltweit übertragbar ist.“
Weitere Verbreitung von Großwärmepumpen erwartet
Flusswasser-Wärmepumpen sind hierzulande bislang in wenigen Städten – etwa in Mannheim und Berlin – in Betrieb oder in Planung. Deutlich stärker verbreitet sind Großwärmepumpen an Flüssen bereits in Skandinavien. Fabian Ahrendts vom Fraunhofer-Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) in Cottbus rechnet damit, dass hierzulande künftig noch viele weitere Großwärmepumpen entstehen: „Die Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft. Wir haben es da mit einem schlafenden Riesen zu tun, der erst noch geweckt werden muss.“

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.
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