Saerbeck. Höllisch heiße 3.500 Grad müssen die Feststoffbooster der neuen Ariane-6-Trägerrakete beim Start auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aushalten. Damit die 30 Meter hohen Hilfsraketen das packen, steckt in Zukunft ein spezielles technisches Gelege von Saertex aus dem münsterländischen Saerbeck in den bauchigen Feststofftanks.
In das Gelege ist eine Menge Entwicklungsarbeit geflossen. „Wir brauchten Jahre dafür“, sagt Dietmar Möcke, technischer Geschäftsführer des Mittelständlers mit knapp 600 Mitarbeitern am Firmensitz in Saerbeck.
Denn die Booster-Düsen werden beim Start bis auf ein Drittel kontrolliert verbrannt. Deshalb musste das Material genau darauf zugeschnitten sein. Ab 2020 soll die Rakete damit fliegen.
Die 1982 gegründete Firma ist ein Spezialist für Hochleistungstextilien und textilen Leichtbau. Sie stellt auf Legemaschinen Multiaxial-Gelege her. Das sind in unterschiedlichen Winkeln verlegte Spezialgarne, aus denen Schicht um Schicht Gelege entstehen. Aus ihnen besteht zum Beispiel auch der Doppel-T-Träger im Rumpf des größten Passagierflugzeugs der Welt – des Airbus A 380.
Dessen maximale Reisehöhe liegt allerdings bei nur 13 Kilometern. Die mit der Technik von Saertex ausgestatteten Treibstoff-Booster der Ariane hingegen werden helfen, Lasten von bis zu 8.000 Kilo auf 250 Kilometer Höhe in den Orbit zu katapultieren.
Dort oben, über dem Äquator, ist der beste Ort, um Satelliten auf ihre Umlaufbahn zu setzen. Zwar brennen die klobigen Tanks nur knapp drei Minuten beim Start. Sie geben der Rakete aber kräftig Schub, um ihre Masse von 775 Tonnen zu bewegen.
Dann haben die Booster ausgedient und werden abgesprengt. Wiederverwendbar sind sie nicht. Macht nicht’s. Nachschub liefern ja die Münsterländer.