München. Handelskonflikte und Importzölle stehen seit der Präsidentschaft von Donald Trump wieder auf der globalen Tagesordnung. Protektionismus ist angesagt - vor allem zwischen den USA und China. Dabei geht es auch anders. Das zeigen derzeit die EU und Japan. Sie haben im Februar ihre Märkte für die Waren des jeweils anderen weitgehend geöffnet. Und setzen auf einen wachsenden Wohlstand durch intensiveren Handel.

Rund ein halbes Jahr nach dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens Jefta (Japan-EU Free Trade Agreement) fällt die Zwischenbilanz positiv aus. „In Zeiten des verstärkten Protektionismus und einer geschwächten Welthandelsorganisation sendet das Freihandelsabkommen ein deutliches politisches Signal, welches als Vorbild für weitere Handelsabkommen dienen kann“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) sowie der Metall- und Elektroarbeitgeberverbände bayme vbm kürzlich auf einem Kongress in München.

Übergangszeit für japanische Autos

Dank Jefta fallen nun auf rund 91 Prozent aller EU-Exporte nach Japan keine Zölle an. Nach Ablauf verschiedener Übergangsfristen wird dies bei 99 Prozent aller Waren der Fall sein. Im Gegenzug erhebt die EU nun auf 75 Prozent der japanischen Importe keine Zölle und wird diesen Anteil ebenfalls auf nahezu 100 Prozent steigern. Übergangsfristen gelten beispielsweise für japanische Kraftfahrzeuge, bei denen die Zölle über sieben Jahre hinweg abgesenkt werden.

Mit dem Abbau der Zölle werden nun etwa deutsche und europäische Exportgüter auf dem japanischen Markt wettbewerbsfähiger. Zudem wurden zahlreiche Vorschriften und Standards angeglichen. Unterschiedliche Regelungen hatten in der Vergangenheit den Handel mit der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt für viele Firmen erschwert. Durch die erleichterten Exportbedingungen können nun besonders exportorientierte Industriebranchen neue Geschäftsfelder erschließen. Die Verbraucher auf beiden Seiten werden zudem in Zukunft von günstigeren Preisen profitieren.

Bereits im ersten Halbjahr dieses Jahres intensivierte sich der Handel: Bayerische Exporte nach Japan etwa stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 5 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro. Die Importe wuchsen um mehr als 4 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. „Zu dieser positiven Entwicklung hat sicherlich auch Jefta beigetragen“, sagt Brossardt.

„Freier Handel ist der Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg“

Nach Ansicht der vbw eröffnet das Abkommen den beteiligten Volkswirtschaften aber nicht nur neue und bessere Absatzchancen, sondern setzt auch inhaltlich neue Maßstäbe. Neben einer deutlich verbesserten Marktöffnung für deutsche und bayerische Unternehmen existierten jetzt auch sehr hohe Schutzstandards für Umwelt, Arbeitnehmer und Verbraucher.

„Freier Handel ist der Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg – das gilt sowohl für Europa als auch weltweit“, sagt Brossardt. „Protektionismus kennt nur Verlierer.“