Wiesbaden. Erstmals seit der Wende sind mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland gezogen als umgekehrt. Es waren 7.200. AKTIV sprach mit Bernhard Köppen vom Bundesinstitut für Bevölkerungsentwicklung, das jetzt diese Zahl für 2014 präsentierte.
Sie melden eine Trendumkehr. Ist die Zahl dafür nicht zu klein?
Das ist sie nicht. Der Wanderungssaldo, also die Differenz von Zu- und Abwanderung, verbessert sich aus ostdeutscher Sicht bereits seit ein paar Jahren stetig, wenn auch langsam.
Also alles gut im Osten?
Zunächst muss man festhalten, dass die Einwohnerzahl in den fünf ostdeutschen Flächenländern seit dem Ende der DDR um 2,3 Millionen auf 12,5 Millionen gesunken ist. Und nur ein Drittel der Gemeinden profitiert derzeit von Zuwanderung.
Leipzig zum Beispiel gilt ja schon länger als hip …
… was sicher auch mit dem im Vergleich zum Westen entspannteren Wohnungsmarkt zusammenhängt. Aus der Forschung wissen wir, dass Migration vor allem ökonomische Gründe hat. So profitiert Brandenburg vom Hauptstadteffekt durch Ministerien und Behörden. An der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns geht es durch den Tourismus aufwärts. Insgesamt legen die Großstädte im Osten zu, sie erweisen sich schon seit zehn Jahren als Stabilitätsanker. Das strukturschwache Hinterland jedoch hat es schwer.
Wie zum Teil im Westen.
Richtig. Das Saarland ähnelt in seiner Struktur dem Osten und schrumpft. Niedersachsen und Schleswig-Holstein dagegen profitieren von den Stadtstaaten Bremen und Hamburg.
Welche Region ist die stärkste?
Bayern. Nur dort ist die Bevölkerungzahl während der zurückliegenden 25 Jahre durchgehend insgesamt gestiegen, wenngleich es auch dort schwache Regionen gibt, etwa in Oberfranken.