Berlin. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Selbstverständlich. Gegen das geplante „Gesetz zur Förderung der Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern“ wehrt sich die Wirtschaft allerdings vehement. Was der Industrie dabei Sorgen macht, erläutert Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall in Berlin.

Familienministerin Manuela Schwesig sagt, dass Frauen – statistisch gesehen – 21 Prozent weniger verdienen als Männer. Muss da der Gesetzgeber nicht aktiv werden?

Nein. Die 21 Prozent beschreiben den Unterschied zwischen dem Durchschnittsgehalt aller Männer und dem Durchschnittsgehalt aller Frauen. Frauen arbeiten aber seltener in der Industrie, wo besser verdient wird als im Handel oder der Gastronomie. Und Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer.

Was bleibt, wenn man so was rausrechnet?

Dazu gibt es gründliche Studien, die auf eine bereinigte Entgeltlücke zwischen 2 und 4 Prozent kommen. Das ist einer der niedrigsten Werte in der EU. Handlungsbedarf für den Gesetzgeber lässt sich daraus jedenfalls nicht ableiten – und was jetzt geplant ist, ist denn auch reine Symbolpolitik.

Warum?

Diskriminierung beim Entgelt ist ja schon längst verboten. Der Tarifvertrag behandelt natürlich Frauen und Männer gleich. Und grundsätzlich: Die Bewertung von Tätigkeiten ist die ureigene Aufgabe der Tarifvertragsparteien. Was die Regierung jetzt plant, sind neue Berichtspflichten für die Betriebe und Auskunftsansprüche für die Beschäftigten. Also noch mehr teure und unnötige Bürokratie – die gerade nicht an den Ursachen ansetzt.

Was würde denn helfen?

Sehr zugespitzt: Würden alle Mädchen gut bezahlte technische Berufe wählen und alle Babypausen von Männern gemacht, hätte sich die Debatte erledigt.

Aber das sind ja sehr private Entscheidungen …

Eben. Aber die Politik sollte trotzdem mehr Chancengerechtigkeit für Frauen schaffen. Also zum Beispiel die Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern deutlich ausbauen. Unsere Betriebe werben übrigens intensiv um weibliche Auszubildende: Der Frauenanteil in unserer Branche liegt bei 20 Prozent – da geht noch viel mehr.