Den Funkmelder hat Elena Heurung (29) immer bei sich, während und außerhalb der Arbeitszeit, auch am Wochenende. Den braucht sie als Mitglied der Werkfeuerwehr bei Fränkische Rohrwerke. Beim Notfall in und außerhalb des Unternehmens muss es schnell gehen. „Wer irgendwie kann, kommt dann sofort“, sagt die junge Frau. „Genug können es nie sein.“
Die Truppe ist ein eingeschworener Haufen
Die gelernte Industriemechanikerin arbeitet für die unterfränkische Firma eigentlich als Konstrukteurin für Maschinen. Ein paar Stunden ihrer Freizeit investiert sie pro Woche zusätzlich in die Sicherheit ihrer Mitmenschen. Sie absolviert Übungen und hält Einsatzmittel, Schläuche und Atemschutzgeräte zusammen mit ihren Kameraden in Schuss. Vor rund fünf Jahren wurde ihre Mutter im Urlaub von einem Rettungsschwimmer gerettet. „Da wurde mir klar, wie wichtig es ist, anderen Menschen zu helfen, und dass ich das auch will.“
46 Feuerwehrleute hat Heurungs Werkfeuerwehr. Sie ist die erste und einzige Frau. Aber das ist kein Problem. „Männer haben eine direkte Art, die ich sehr angenehm finde“, erzählt sie. „Wenn ich Mist mache, bekomme ich gleich eine ehrliche Rückmeldung.“ Die Truppe ist ein eingeschworener Haufen. „Das Wirgefühl ist etwas ganz Besonderes“, berichtet Heurung. „Ich weiß, dass meine Kameraden alles für mich tun würden und ich für jeden von ihnen.“
Zum Glück gibt es häufig nur kleinere Einsätze, ernste Einsätze bloß ein oder zwei im Jahr – und die oft auch außerhalb des Betriebs zur Unterstützung örtlicher Feuerwehren. Denn sobald man am Einsatzort eintrifft, wird aus mehreren Blaulichtorganisationen eine Einheit – nicht nur bei Bränden, sondern auch bei technischen Hilfeleistungen und sonstigen Einsätzen.
Das Schönste ist, Kindern das Blaulicht anzumachen
„Der schönste Nebeneffekt ist, für Kinder das Blaulicht anzumachen und so in ihnen die Begeisterung für Feuerwehr und Ehrenamt zu wecken“, sagt Heurung. Kind geblieben sind sie bei der Feuerwehr eh alle. „Im Einsatz hat man immer große Scheren und Hämmer dabei, mit denen man was kaputt machen kann“, erzählt sie. „Auch mit Wasser durch die Gegend spritzen ist natürlich super!“
Heurung beobachtet, dass Einsatzkräfte immer häufiger behindert, beleidigt oder angegriffen werden. Von Verletzten werden Bilder gemacht. „Ganz schlimm und ekelhaft“, findet sie das. Ans Aufhören denkt die junge Frau trotzdem nicht. „Wenn meine Kameraden und ich alle gehen, geht bei 112 niemand mehr ran.“

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.
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