Berlin. Ein Zuwachs von rund 20 Prozent innerhalb von nur fünf Monaten! So rasant entwickelte sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland von Ende Juli bis Dezember 2018.
Bundesweit gibt es inzwischen rund 16.100 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte. Ein Achtel davon sind Schnelllader. Alle Punkte sammeln sich auf über 7.000 Ladesäulen von Energieunternehmen, Parkhaus- und Parkplatzbetreibern, Supermärkten oder Hotels.
Am dynamischsten entwickelt sich der Ausbau in München, das dichteste Netz hat aber Hamburg. Das hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) festgestellt. Regelmäßig ermittelt er den aktuellen Stand der Dinge.
Bund fördert den Ausbau kräftig
„Für eine Million E-Autos bräuchten wir 70.000 Normalladepunkte und 7.000 Schnellladepunkte“, sagt BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Der Bund fördert daher den Ausbau von 2017 bis 2020 mit insgesamt 300 Millionen Euro.
Sowohl private Investoren als auch Städte und Gemeinden können da Geld beantragen. Laut Bundesverkehrsministerium trifft das Programm auf eine sehr große Nachfrage. Aber der Ausbau wird nicht allein mit Steuergeldern angeschoben – die Wirtschaft mischt kräftig mit.
Ein Treiber sind Energie-Unternehmen. Diese betrieben drei Viertel aller bestehenden Ladepunkte. „Beim Aufbau der Ladeinfrastruktur ist die Energiewirtschaft in den letzten Jahren massiv in Vorleistung gegangen“, betont Kapferer.
Alle 120 Kilometer eine Station
Ein Beispiel ist Innogy. Rund 7.400 Ladepunkte bietet diese Firma inzwischen in Deutschland. Oder Shell: Der Ölkonzern hat sich mit dem Kauf des niederländischen Unternehmens Newmotion europaweit mehr als 100.000 Ladestationen gesichert.Und natürlich Ionity – eine Allianz deutscher Autohersteller. Dazu gehören BMW, Daimler, Ford und VW mit Audi und Porsche. „Bis zum Jahresende wird unser europäisches Schnellladenetz an den Autobahnen in Betrieb sein“, hieß es nun, „etwa alle 120 Kilometer eine Station.“
Deutsche Autohersteller mischen auf dem Energie-Markt mit
BMW wiederum hat schon 2016 zusammen mit Heizungsbauer Viessmann ein Joint Venture namens Digital Energy Solutions ins Leben gerufen, um etwa Produkte und Dienstleistungen rund ums Laden anzubieten.
VW hat jetzt eine eigene Tochter gegründet: Das Unternehmen Elli soll „schrittweise ein Portfolio smarter Lade-Lösungen aufbauen“. Dazu gehören unter anderem Abrechnungs- und digitale Zusatzdienste, Beratungspakete, Wallboxen (Anschlussmöglichkeiten fürs private Auto-Aufladen) oder Kundenkarten für das Laden unterwegs. Das zeigt: In diesem Markt steckt viel Musik.
Ladetechnik
- Normal laden: Die meisten Elektroautos können mit Wechselstrom (AC) aufgeladen werden. Das dauert ein paar Stunden.
- Schnell laden: Ein Ladevorgang mit Gleichstrom (DC) dauert wesentlich kürzer. Mit „High Power Charging“ ist der Akku oft schon nach einer Viertelstunde wieder voll.
- Stecker: Das einheitliche Ladesystem heißt Combined Charging System (CCS). Jede öffentliche Ladesäule nach EU-Standard bietet dieses System: zum Normalladen und zum Schnellladen.