Sie sind unser größter Exportmarkt. Der mit gewaltigem Abstand wichtigste Platz für Auslandsinvestitionen. Ihre Nationalelf haben sie einem Schwaben anvertraut, und 50 Millionen Einwohner haben deutsche Wurzeln. Trotzdem scheiden sich an ihnen die Geister: an den Vereinigten Staaten von Amerika.

Wer sie nicht als Garanten von Freiheit und Demokratie sieht, als unseren wichtigsten Partner in einer instabilen Welt, der könnte sich jetzt vom Ausgang der Präsidentschaftswahl bestätigt sehen. Das Spektakel des Wahlkampfs warf ein grelles Licht auf beide Kandidaten – und auf eine verunsicherte Mittelschicht, die noch immer mit den Folgen der tiefen Wirtschaftskrise 2008 zu kämpfen hat.

Gewiss: Dabei kam viel Unappetitliches zum Vorschein. Doch um die Zeitungen, TV-Sender und sozialen Medien, die genau dafür sorgten, können die meisten Länder Amerika beneiden. Sie ergänzen ein umfassendes System von „Checks and Balances“, gegenseitiger politischer Kontrolle. Extreme Zuspitzung im Wahlkampf hat in den USA Tradition, von Thomas Jefferson über Theodore Roosevelt bis zu Barack Obama. Doch das Land hat auch viel Erfahrung damit, die Aufgeregtheiten am Ende in pragmatisches Handeln einmünden zu lassen.

„Leben, Freiheit und Streben nach Glück“: Das ist seit der Unabhängigkeitserklärung von 1776 bis heute das Leitmotiv der US-Politik. Auf den Einzelnen ausgerichtet – und wohltuend anders als die Kollektiv-Ideologien in vielen anderen Teilen der Welt. Amerikas Kraft speist sich nicht aus einem Feindbild und nicht aus Staatsgläubigkeit. Sondern, trotz aller Rückschläge, aus Zuversicht und Neugier.