Großburgwedel. Federico Nassisi kann sein Glück kaum fassen: „Ich habe vorher viele Bewerbungen geschrieben und nur Absagen erhalten“, erzählt der 18-Jährige. „Das hier ist meine Chance.“ Seit zehn Monaten lernt er in Großburgwedel bei Hannover den Beruf des Fachlageristen bei der Firma KIND Hörgeräte.
Mit den Abläufen am Wareneingang ist er schon vertraut. Ausbilder Jens Feil hält große Stücke auf seinen Zögling: „Er beherrscht die Handgriffe, arbeitet selbstständig und passt ins Team – super!“
Weil Nassisi mit mäßigem Hauptschulabschluss keinen Ausbildungsplatz bekam, besuchte er die Berufsbildende Schule BBS 6 in Hannover. In der Einstiegsklasse gehörte er zu den Besten. Deshalb schlug ihn ein Lehrer für das Projekt „Fit für die Ausbildung“ vor. Dahinter stehen fünf Unternehmen aus dem Großraum Hannover: KIND Hörgeräte, VSM Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-Fabriken, Wagner Group, Jäger Gruppe und Sennheiser electronic. „Wir haben mit dem Projekt sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Martin Kind, der Senior-Chef von KIND Hörgeräte, der als Präsident des Fußballvereins Hannover 96 einem breiten Publikum bekannt ist.
Das Programm, das bei Nassisi in einen Ausbildungsplatz mündete, wird jetzt bereits im zweiten Jahr angeboten. Zielgruppe sind am Lehrstellenmarkt schwer vermittelbare Jugendliche – mit schwachen Schulleistungen oder Defiziten in dem, was Personalverantwortliche „Basiskompetenzen“ nennen.
Sie lernen zunächst in einem fünfmonatigen, bezahlten Praktikum einen Betrieb kennen. In dieser Zeit besuchen sie Förderunterricht des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft – und eine eigene Klasse der BBS 6. Läuft das Praktikum gut, schließt sich eine zweijährige Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer oder als Fachlagerist an.
Die fünf Firmen arbeiten schon seit längerem in dem Netzwerk „Zukunft Inc“ zusammen, zu dem auch die Firmen Bahlsen, HaCon und Hüttenes-Albertus gehören und das sich um gemeinsame Projekte im Bereich Personalmarketing bemüht. Für die Praktikumsplätze im Projekt „Fit für die Ausbildung“ schlägt die Berufsbildende Schule Teilnehmer vor. Sie durchlaufen dann Tests und präsentieren sich in kurzen Gesprächen.
Da zeigt sich, wer motiviert ist und die Ausbildung packen kann. Denn schriftliche Bewerbungen zeigen nicht immer das wirkliche Potenzial – das hat das Projekt inzwischen eindrucksvoll belegt: Letztes Jahr haben außer Nassisi sieben Jugendliche das Ziel erreicht und eine Ausbildung begonnen.
Andererseits kann die Berufsorientierung, die das Vorab-Praktikum vermitteln soll, auch negativ ausfallen: Von den 15 Programmteilnehmern, die im Februar 2013 starteten, sind 11 noch dabei. So schnuppern Pascal Helfers, Artjom Lejfrid und Dominik Kraus bei Sennheiser und VSM in die Arbeitsbereiche hinein, bearbeiten mit den Azubis kleine Projekte.
Zwei Monate müssen sie noch durchhalten, eine Prüfung meistern – dann entscheidet es sich: Ausbildungsplatz oder nicht? Artjom Lejfrid sagt: „Ich will unbedingt anfangen. Und ich kämpfe darum, dass es klappt.“