Berlin. „Familienarbeitszeit“ – daran schraubt die Familienministerin schon eine ganze Weile: „Wir wollen ein Familiengeld, das berufstätige Mütter und Väter beantragen können, wenn sie Teilzeit arbeiten und sich beide Zeit für Kinder nehmen“, erklärt Manuela Schwesig. 300 Euro im Monat soll der Staat dann als Ausgleich dafür bezahlen, dass beide Eltern ihre Arbeitszeiten entsprechend ändern, auf 28 bis höchstens 36 Stunden pro Woche.

Was sich vielleicht interessant anhört, lässt Experten die Haare zu Berge stehen. Nicht nur, weil da mal wieder eine neue Sozialleistung angeschoben werden soll – unabhängig vom Einkommen. Sondern vor allem, weil das gravierende wirtschaftliche Folgen haben dürfte, besonders im größten Industriezweig.

Im ungünstigsten Fall müsste die Metall- und Elektro-Industrie (M+E) „auf Arbeitsvolumen in einer Größenordnung von 110.000 Vollzeitbeschäftigten verzichten“, warnt der Ökonom Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). „Die Wertschöpfungsverluste würden bis zu 7,5 Milliarden Euro betragen.“

Der Hintergrund: Viele M+E-Unternehmen haben schon heute Mühe, genug gute Leute zu finden. Das Problem würde durch ein Familiengeld noch verschärft, so Schäfer: „Die strukturellen Auswirkungen auf das Arbeitskräfteangebot wären sehr problematisch.“ Denn die M+E-Mitarbeiter arbeiten zu 90 Prozent – und damit häufiger als in anderen Branchen – Vollzeit.

Beispiel: Wenn ein Mechatroniker wegen der Familie kürzertritt und seine im Rathaus arbeitende Frau derweil mehr schafft, mag die Summe ihrer Wochenstunden gleich bleiben. Dem M+E-Betrieb fehlen dann aber Arbeitsstunden.

„Leider erweist sich eine scheinbar gute Idee aus dem Familienministerium, wenn man genau hinguckt, als verheerend“, sagt daher Oliver Zander, der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Um eine stärkere Beteiligung der Frauen am Erwerbsleben zu erreichen, sollte der Gesetzgeber an erster Stelle den Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen vorantreiben.