Pressig. Leise summend holt der Roboterarm bei KKT in Pressig (Oberfranken) einen Elektrodenrohling aus dem Magazin heraus und legt ihn in die Fräsmaschine. Dann wandert das Werkstück: Vom Fräsen zum Reinigen, zum Messen, zum Erodieren, danach wird wieder gemessen. Eventuell folgt noch eine Korrekturschleife, damit die Maße des Metallteils auf den tausendstel Millimeter stimmen.

Kosten von 1 Million Euro zahlen sich aus

„Das ist das Herzstück eines Spritzgusswerkzeugs“, erläutert André Förtsch. Unter den Augen des 30-jährigen Werkzeugmachers nimmt bei der Kautschuk-Kunststoff-Technik (KKT) die Form für ein neues Kunststoffprodukt in der Maschine Gestalt an.

Was früher Zeit und Arbeitskraft gebunden hat, fertigt heute die neue Maschinerie durch Vernetzung und Verbindung mittels Roboter weitgehend automatisch. Integriert sind eine Fünf-Achs-Fräse, Erodier- und Messmaschine sowie ein Magazin. Der Bedarf ist groß: KKT fertigt mit 30 Spritzguss-Maschinen rund um die Uhr aus Thermoplaste eine große Zahl kleiner und kompliziert geformter Teile.

Die gehen zu 90 Prozent in die Fahrzeug-Industrie und stellen in der Elektronik im Fahrzeug etwa den richtigen Kontakt her. Sie müssen auf den hundertstel Millimeter passen.

Klar, dass die Anforderungen groß sind. So stellt KKT rund 90 Prozent der Spritzgusswerkzeuge selbst her. „Diese Investition macht unsere Arbeit schneller, präziser und flexibler“, so Förtsch.

Selbst die Elektroden, die mit gezielten Entladungen die komplexe Gussform punktgenau aus dem Metall herausbrennen, entstehen in Eigenproduktion.

Förtsch hat sich wie eine Reihe junger Kollegen weitergebildet. Sie sind nun für Programmierung und Überwachung der neuen Anlage verantwortlich. Innerhalb weniger Monate haben sie das Maschinensystem eingefahren, beherrschen es nun aus dem Effeff.

Damit kann das Unternehmen dem Preisdruck aus Billiglohnländern standhalten

Die 1 Million Euro teure Investition war kein Pappenstiel für den Mittelständler, der Teil der KKT Gruppe mit Hauptsitz in Osterode (Niedersachsen) ist. „Wir haben lange über das Für und Wider nachgedacht“, berichtet Geschäftsführer Andreas Sandner. Auch der Platz im Werkgebäude aus den 70er-Jahren spielte eine Rolle. Doch die Vorteile lagen auf der Hand: Durch mehr Präzision gibt es weniger Nacharbeit. Die Fertigung wird schneller. Außerdem können komplexere Formen und Produkte hergestellt werden, der Wechsel zwischen Aufträgen ist rascher möglich.

„Wir können weiterhin den steigenden Anforderungen der Kunden gerecht werden“, betont Sandner, „und gleichzeitig dem Preisdruck aus Billiglohnländern viel mehr entgegensetzen sowie unsere 75 Arbeitsplätze besser sichern.“ Nicht zu unterschätzen: „Die Fachkompetenz für den Werkzeugbau bleibt im Lande, die anspruchsvolle Technologie lockt auch junge Leute bei der Besetzung der Lehrstellen“, so Sandner. Und: KKT bietet als zusätzliche Dienstleistung nun auch Lohnarbeiten für externe Werkzeugbauten an. Aufgrund der Investition konnte der Mittelständler schon neue Kunden gewinnen.

Von dem Optimismus bei KKT in Oberfranken profitiert letztlich auch noch die Fertigung von Kunststoffteilen: So sind drei neue Spritzguss-Maschinen bereits bestellt, und zwei weitere sind in der Planung.