Giengen an der Brenz. Ist genügend Milch im Kühlschrank, und reichen die Eier für den Kuchen? Wer bereits beim Einkauf ist, muss sich nicht mehr auf sein Erinnerungsvermögen verlassen: Der neueste Kühlschrank von BSH Hausgeräte schickt jetzt Fotos seines Inhalts aufs Smartphone.

Die Entwickler des Hausgeräteherstellers in Giengen bei Heidenheim haben damit den ersten Schritt zur Küche 4.0 getan: Schließt man die Tür, knipsen zwei eingebaute Kameras den Inhalt des Kühlschranks. Die Bilder gehen über die BSH-Cloud an das Smartphone oder Tablet des Kunden. Der kann sie über die vom Unternehmen programmierte Home Connect App anschauen.

Was sich einfach anhört, ist für die Entwickler technisch sehr anspruchsvoll: „Die Kameras müssen so integriert werden, dass sie den letzten Blick des Konsumenten nachstellen“, erklärt Projektleiter Jochen Grimminger. „Und sie sollen qualitativ hochwertige Bilder liefern.“ Das aber sind Anforderungen wie in der Sportfotografie: Die Aufnahmen sollen auch dann funktionieren, wenn man die Kühlschranktür schnell zuwirft. Nun sorgen Magnetsensoren in der Tür dafür, dass die Kameras im richtigen Augenblick auslösen.

Gerät erstellt bald Einkaufslisten aus dem digitalen Kochbuch

„Der elektronische Blick in den Kühlschrank ist erst der Anfang zur Digitalisierung des Haushalts“, schwärmt Bernd Schessl, der weltweit die Entwicklung von Kühl- und Gefriergeräten leitet. Die BSH-Home-Connect-App kann bereits andere Hausgeräte wie Kaffeemaschine oder Wäschetrockner steuern und miteinander vernetzen. Vorausgesetzt, sie verfügen über einen WLAN-Anschluss. „Das geht sogar mit Geräten anderer Marken“, sagt er. Wobei in fast jedem zweiten deutschen Haushalt Einbau-Kühlgeräte von BSH stehen.

Die Visionen Schessls und seiner 800 Entwickler, von denen rund 540 in Giengen arbeiten, gehen aber noch viel weiter. Wenn Lebensmittelhändler künftig nicht nur Preise der eingekauften Waren scannen, sondern beispielsweise auch das Haltbarkeitsdatum, ließe sich die Vorratshaltung zu Hause vollständig digitalisieren.

Die Daten gehen – wenn vom Kunden gewünscht – vom Lebensmittelhändler auf die BSH-Server und von dort an das Endgerät des Kunden. Wenn der Joghurt abläuft, wird das auf dem Smartphone angezeigt. Oder der Kühlschrank vergleicht die Vorräte mit den Zutaten für ein Rezept aus dem digitalen Kochbuch und stellt die Einkaufsliste mit den fehlenden Sachen selbst zusammen.

Auch wenn das der oft bemühten schwäbischen Hausfrau noch exotisch erscheinen mag: Die Entwickler sind überzeugt, dass die Digitalisierung die Hausarbeit flexibler und einfacher macht.