München. Einblick in die Zukunftswerkstatt von BMW: Noch ist die schnittige Miniatur, die Walter Bressel zeigt, nur eine Studie. Doch sie lässt erkennen, auf welche dynamischen Formen der Automobilhersteller setzt.
Wenn aus so einem Modell ein Serienfahrzeug wird, ist Bressel (44) ganz vorn dabei: als Prozessverantwortlicher für die dreidimensionale Umsetzung von Designmodellen. Und als „Coach“ von Projektverantwortlichen, Technikern, Designern und Formgestaltern. Der gelernte Modellbauer sortiert und gewichtet Details, schafft Entscheidungsgrundlagen für Anschauungsobjekte, oft in Originalgröße. „Anhand dieser Modelle entscheidet unser Vorstand über künftige Produkte“, sagt Bressel – vier bis sieben Jahre vor Serienstart.
Auch nach 28 Berufsjahren gibt es immer noch Gänsehaut-Momente
Dabei gibt es auch nach 28 Dienstjahren noch Gänsehaut-Momente: wenn endlich der Tag da ist, an dem ein Zukunftsmodell vor der BMW-Führung vorfährt – inszeniert an einem geheim gehaltenen Ort. „Das ist immer wieder toll“, sagt Bressel. Erst recht, wenn die Vorstände begeistert sind.
Möbelschreiner wollte er werden, bewarb sich aber auch bei BMW als Modelltischler. Er kämpfte sich anfangs durch die Lehre, schloss sie aber sehr gut ab – und leckte Blut: für den Meisterbrief, weitere Lehrgänge Richtung handwerkliche Spitze.
Auch an die „show cars“, Vorführfahrzeuge, die vor Publikum aus der ganzen Welt präsentiert werden, legte er Hand an. „Das hätte ich nach der Hauptschule nie gedacht“, sagt der Niederbayer mit breitem Grinsen.
Weil er viele Abteilungen kenne, sei er kompetent und glaubwürdig, sagt sein Chef, Werner Haumayr: „Der Walter geht unbelastet an Fragen ran, schaltet und interpretiert schnell.“ Das mache ihn mit drei Kollegen zur „Firewall“: „Sonst könnten sich unsere Leute in 35 Berufen nicht auf ihr Handwerk konzentrieren“, sagt Haumayr. 170 Experten wie Formgestalter, Computerspezialisten, Fräser und Lackierer arbeiten im Designmodellbau des Münchner Forschungs- und Innovationszentrums.
Bressel behält in der Flut der Änderungen und Abstimmungen den Überblick, damit alle auf demselben Stand sind. Falls nötig, setzt er sich für eine weitere Schleife im Designprozess ein, etwa Überarbeiten des Modells nach neuen Vorgaben.
Ein langer Weg, unter Zeit- und Kostendruck. Richtig auf den Tisch haut Bressel selten. Sein Ziel: dem Management drei Lösungen anbieten. „Kein Gewurschtel, sondern wirkliche Alternativen. Ich versuche immer, das Unmögliche möglich zu machen.“
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Mein Vater, selbst am Band in Dingolfing, fand: „Wenn schon Tischler, dann wenigstens bei BMW.“
Was reizt Sie am meisten?
Ich weiß am Morgen nicht, was der Tag bringen wird. Das ist Abwechslung pur – und hält flexibel.
Worauf kommt es an?
Konsequent und verlässlich zu sein. Das geht nicht ohne Disziplin. Aber in Verbindung mit Fachwissen überzeugt das andere.