Waltershausen. Sie sind längst mittendrin in ihrer neuen Firma: die beiden Männer im Bild. Tobias Kühn, Bereichsleiter „Air Induction Systems“ bei ContiTech in Waltershausen (Thüringen), hält ein unfertiges Ladeluftrohr für Turbo-Motoren in der Hand – und tauscht sich mit seinem Mitarbeiter Kay Kunath über die komplexe Montage aus.
Vor sechs Monaten waren beide noch nicht hier. Sie arbeiteten nur wenige Hundert Meter entfernt, in einem Werk der Firma Knapheide, und waren mit der Produktion von Hydraulikschläuchen befasst. Kühn in der Entwicklung und als stellvertretender Werkleiter, Kunath an der Maschine. Bis zur schlechten Nachricht im Juni: Der Betrieb wird geschlossen!
Das Geschäft wächst seit Jahren
Die gute Nachricht kam gleich hinterher: ContiTech will alle 90 Mitarbeiter übernehmen, samt Grundstück und Maschinen! „Wir freuen uns sehr, die Kollegen aus der Nachbarschaft als Teil unserer festen Belegschaft zu begrüßen“, hatte ContiTech-Standortleiter Klaus Faßler die Marschrichtung vorgegeben. „Gemeinsam können und wollen wir voneinander lernen, um so unseren Standort noch weiter voranzubringen.“
Diesen zwei Sätzen war freilich einiges an Kopfzerbrechen vorausgegangen. Brauchen wir so viele Leute? In welchen Bereichen können sie eingesetzt werden? Und was beherrscht jeder Einzelne am besten? Doch Sigrid Hartung, Personalchefin des Standorts mit nun insgesamt 1.300 Beschäftigten, berichtet: „Die Frage, ob wir sie brauchen, war schnell mit einem klaren Ja beantwortet.“
Ob Mischwerk oder Drucktuchfertigung, Krümmer- oder Klimaschlauch-Produktion oder in der Elastomer-Beschichtung: In Waltershausen wächst das Geschäft seit Jahren. Und die neuen, hochqualifizierten Mitarbeiter kamen da wie gerufen.
Nun galt es „nur“ noch, für jeden den richtigen Platz zu finden. Viel Arbeit für die kleine Personalabteilung. „Wir haben sehr viele Gespräche geführt“, so Hartung, „mit den Betriebsleitern, den Abteilungen, den Betriebsräten.“
Neues Produkt, neue Strukturen
Auf dieser Basis hat man für jeden Einzelnen ein Angebot erarbeitet und dann persönliche Gespräche geführt. Nahezu alle zeigten sich mit den Vorschlägen einverstanden; der ebenfalls vorbereitete Sozialplan musste kaum genutzt werden.
Auch Tobias Kühn hatte rasch seinen neuen Arbeitsvertrag, trägt gleich viel Verantwortung – für einen wachsenden Bereich mit derzeit 200 Mitarbeitern, der vom Konzern als Kompetenzzentrum für Kunststofftechnologie ausgebaut wird. Die Turbo-Ladeluftrohre gehen an viele große Autohersteller. Sie werden im 3-D-Saugblasverfahren hergestellt und in einigen Montageschritten komplettiert.
„Das Produkt und die Strukturen im Werk sind schließlich komplett anders“, sagt Kühn. Und dankbar verweist er darauf, was ihm und den anderen Neuen beim Ankommen im neuen Unternehmen von den altgedienten ContiTechlern zuteil wird: die „sehr kollegiale Unterstützung“.