Budenheim. Es klingt ein bisschen wie der Schleudergang einer riesigen Waschmaschine, als das neue Blockheizkraftwerk mit seinem 25 Tonnen schweren Motor nach und nach hochfährt. Der Koloss steht bei Mainz auf dem Gelände der Chemischen Fabrik Budenheim und versorgt das Unternehmen jetzt mit Wärme und Strom.
Erzeugt wird die Energie umweltfreundlich mittels Kraft-Wärme-Kopplung. „Das Kraftwerk funktioniert quasi wie ein Lastwagenmotor. Statt Diesel ‚tanken‘ wir allerdings Erdgas“, erläutert Projekt-Ingenieur Christoph Stumpp das Prinzip. „Und: Die Wärme, die der Motor bei der Stromerzeugung abgibt, nutzen wir im Werk – statt sie in die Umwelt hinauszupusten.“
Anlage deckt 40 Prozent des Strombedarfs
Dutzende Pumpen und Armaturen verteilen die Wärme in Form von heißem Wasser und Dampf gleich an mehrere Stationen. Versorgt werden beispielsweise die Heizungen in den Büros, Teile davon werden künftig aber auch in der Produktion genutzt.
Den Strom erzeugt ein Generator mit einer Leistung von zwei Megawatt. Ein riesiger Transformator speist die Energie ins Werknetz ein: In nur einer Stunde produziert das Kraftwerk so viel Strom, wie ein Vier-Personen-Haushalt in einem halben Jahr verbraucht. „Die Menge deckt künftig 40 Prozent unseres Strombedarfs“, so Stumpp.
Damit setzt Budenheim stärker auf Eigenversorgung und mehr Unabhängigkeit vom Markt, schließlich muss der Betrieb diese 40 Prozent nicht mehr zukaufen. „Noch dazu schonen wir Ressourcen. Strom aus Erdgas zu gewinnen, ist bei weitem umweltschonender als Strom aus Kohlekraftwerken“, ergänzt der Experte. Die Energieausbeute liegt im Jahresschnitt bei bis zu 80 Prozent. Zum Vergleich: Der Wirkungsgrad eines üblichen Kraftwerks liegt bei 43 Prozent.
Mit dem Umweltprojekt bekennt sich das Unternehmen klar zum Standort Rheinland-Pfalz: Rund 3 Millionen Euro hat es in den Bau investiert, obwohl die Regierung selbst erzeugten Strom besteuert. „Trotz der Annahme, dass sich das Blockheizkraftwerk erst in knapp sieben Jahren rechnen wird, haben wir uns für den Bau entschieden“, sagt Geschäftsführer Harald Schaub. Als Familienunternehmen könne es sich Budenheim erlauben, nicht nur von Quartal zu Quartal zu schauen. „Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, langfristig zu planen. Wir meinen es ernst, wenn wir von nachhaltigem Wirtschaften reden.“ Auf den Startknopf zur Inbetriebnahme des Kraftwerks klickte übrigens Umweltministerin Ulrike Höfken via Smartphone-App.
Sie lobte die Investition als Beitrag zur Energiewende. Ein Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung im Land sei unerlässlich, um diese voranzutreiben. Höfken: „Budenheim ist ein Beispiel dafür, wie die chemische Industrie die Energiewende unterstützt.“