Rotterdam/Hannover. Hier ist alles groß und stark: Boote, Gebäude, Schornsteine und Kräne. Technik und Industrie pur – das ist der Rotterdamer Hafen, einer der größten der Welt. Ein passender Ort für die neue Hubbrücke, die in Deutschland gebaut wurde: Sie ist zweimal 90 Meter lang und 50 Meter breit.
Oben führen vier Fahrspuren und zwei Pannenstreifen der Autobahn A 15 und eine zweigleisige Bahnlinie über die Maas. Untendurch müssen auch große Schiffe passen, die den Hafen in den Niederlanden täglich anfahren.
Deshalb muss der Koloss aus rund 8.000 Tonnen Stahl ständig in Bewegung sein – und das möglichst schnell. Im Betrieb, ab Sommer nächsten Jahres, wird sie sich im Schnitt 20 Mal am Tag heben und senken. Das sind 7.300 Öffnungen im Jahr. Gerade mal 90 Sekunden braucht sie für mehr als 30 Meter. „Die Brücke ist ein gutes Beispiel für unsere Fähigkeit, deutsche Ingenieursleistungen auch zu exportieren“, sagt Uwe Heiland, Geschäftsführer der Firma Eiffel Deutschland Stahltechnologie in Hannover. Eiffel hat die Stahlkonstruktion für das Riesenprojekt geliefert.
Das Unternehmen ging aus dem Thyssen-Krupp-Konzern hervor und gehört heute zum französischen Unternehmen Eiffage. Dessen Gründer, Gustave Eiffel, konstruierte den Pariser Eiffelturm. Eiffel Deutschland beschäftigt 230 Mitarbeiter, davon 160 in Hannover. 60 Ingenieure tüfteln hier an neuen Ideen. Brückenbau ist neben Stahl- und Wasserbau eine Kernkompetenz von Eiffel.
Auf dem Werkgelände in Hannover, am Brinker Hafen, wurden die tonnenschweren Träger, die bis zu 17 Meter lang und 5 Meter breit sind, gefertigt und dann per Lkw in die Niederlande gebracht. Dort wurden sie zusammengeschweißt. Das letzte Stück bis zur Baustelle mussten die stählernen Riesen mit einer Art Floß auf dem Wasser transportiert und unter der alten Brücke hindurchmanövriert werden. „Zehn Monate lang montierten die Fachkräfte an der Stahlkonstruktion, bei Wind und Wetter“, so Heiland. Wegen des aggressiven Seeklimas wurden die Stahlteile noch besonders beschichtet.
Seit einigen Monaten liegt die Brücke jetzt auf vorläufig eingerichteten Lagern. Die endgültigen werden zum Jahreswechsel gebaut. An vier Hebepunkten hängen jeweils 16 Seile, die über eine Winde die schwere Last nach oben ziehen.
Weniger Neubauten – Sanierungen sichern das Geschäft
Eiffel Deutschland ist bei einem Umsatz von rund 80 Millionen Euro einer der drei größten Brücken- und Stahlbauer – bundesweit und in Europa. Doch der Markt für Stahlbau stagniert laut Branchenverband bei gut zwei Millionen Tonnen im Jahr.
„Es gibt weniger Neubauprojekte aus Stahl“, so Heiland. Deshalb sieht er das künftige Geschäft im Export und in der Sanierung von Brücken: Bundesweit ist knapp die Hälfte der 67.000 Brücken in kommunaler Hand marode. „Deutsche Ingenieurleistung bleibt gefragt“, sagt Heiland.