Wer vor einigen Jahren als Kind noch spätnachts seinen Abenteuerroman zu Ende lesen wollte, der musste sich wohl oder übel mit der Taschenlampe unter der Bettdecke vor den strengen Augen der Eltern verstecken und heimlich „schmökern“. Heute ist beim Lesen häufig die Lampe schon dabei: Denn immer mehr Menschen entscheiden sich, Bücher auf elektronischen Geräten zu lesen.
Inzwischen greifen 40 Prozent der Bevölkerung zumindest gelegentlich zum E-Book-Reader. Die Zahl der Leserinnen und Leser, die Bücher ausschließlich oder überwiegend digital konsumieren, hat sich seit dem vergangenen Jahr deutlich erhöht: von 10 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 16 Prozent. Das ergab eine repräsentative Befragung des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen ab 16 Jahren in Deutschland.
Anzahl der Senioren, die E-Books lesen, ist deutlich gestiegen
Dass E-Book-Reader vor allem jüngere Leser ansprechen, die mit vielen digitalen Geräten aufwachsen, ist kaum überraschend. Unter den 16- bis 29-Jährigen liest inzwischen mehr als die Hälfte (55 Prozent) zumindest hin und wieder E-Books. Allerdings, so ergab die Befragung, nutzen auch immer mehr Senioren E-Books: Ihre Zahl ist auf 22 Prozent gestiegen, im vergangenen Jahr waren es erst 15 Prozent.
Einige der wichtigsten Gründe für die Nutzung von E-Books: Sie sind überall verfügbar, der Reader ist leicht und handlich, und mit einem Klick können Bücherwürmer neuen Lesestoff besorgen. Praktisch gerade für Seniorinnen und Senioren: Die Schriftgröße lässt sich beim Reader individuell einstellen, und 8 Prozent der Nutzer bevorzugen E-Reader, weil sie sich das Buch vorlesen lassen können.
Wer sich nach wie vor lieber für ein gedrucktes Buch entscheidet, dem ist vor allem die Haptik wichtig: 68 Prozent der Lesenden, die E-Books ablehnen, würde das Gefühl von Papier fehlen. Und das Teilen der Bücher entfällt: E-Books kann man nicht einfach so im Freundeskreis oder der Familie weiterreichen, wenn man sie ausgelesen hat. Das bemängelt zumindest knapp die Hälfte (49 Prozent) derjenigen, die keine E-Books nutzen.
Doch auch E-Books muss man nicht selber kaufen. Inzwischen verleihen die meisten öffentlichen Bibliotheken auch elektronische Medien wie E-Books: 15 bis 18 Prozent Anteil am Gesamtbestand machen diese laut dem Deutschen Bibliotheksverband bei hauptamtlich geführten Büchereien aus. Die Option, digitale Bücher zu leihen, nutzen 57 Prozent der E-Book-Leserinnen und -Leser. Dafür fällt häufig zwar eine Leihgebühr an, aber die ist mit im Schnitt 6,20 Euro pro Monat relativ günstig.
E-Book-Käufer dagegen geben im Schnitt pro Monat 10,80 Euro für neuen Lesestoff aus. „Mittlerweile gehört es zum Standard, Bücher auch als digitale Version zu veröffentlichen“, erklärt Sebastian Klöß, Bereichsleiter für Consumer Technology beim Digitalverband Bitkom.
Übrigens: Unabhängig davon, ob Menschen digital lesen oder papierene Wälzer schmökern: Lesen zählt nach wie vor zu einer der zehn liebsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen, hat die Stiftung für Zukunftsfragen zuletzt im August ermittelt. Bücher lesen laut Bitkom-Umfrage 81 Prozent der Bundesbürger.
Ausgaben für Kinder- und Jugendbücher steigen
Auch um den Lesenachwuchs muss man sich keine Sorgen machen. Laut einer Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels aus dem Frühjahr steigen die Ausgaben für das Genre Kinder- und Jugendbuch seit Jahren kontinuierlich: von 2019 bis 2023 um 7,4 Prozent auf 672 Millionen Euro.
So liest Deutschland
Leseratten:
12,8 Millionen Menschen hierzulande lesen mehrmals pro Woche Bücher, 8 Millionen sogar täglich, ermittelte eine Befragung vom IfD Allensbach.
Umsatz:
8,78 Milliarden Euro betrug der Umsatz auf dem deutschen Buchmarkt (ohne Schul- und Lehrbücher) 2023.
Ausleihe:
8.152 öffentliche Bibliotheken gibt es laut Deutschem Bibliotheksverband, sie haben im Schnitt 35.000 Medieneinheiten und rund 28.000 Besucher pro Jahr.
Im Original:
30 Prozent der 16- bis 19-Jährigen bevorzugen Bücher in Originalsprache, zur Verbesserung der Sprachkenntnisse, so die Studie „Bock auf Buch!“ der GfK.
Junge Leser:
Ein Drittel der 10- bis 29-Jährigen informiert sich in Büchern über Politik, Umwelt, Geschichte und Kulturen und holt sich Buchtipps auf Social Media und im Internet.
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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