Manuela Schenk arbeitet, mit Unterbrechungen, seit 35 Jahren im Neuenrader Drahtwerk Elisental W. Erdmann. Ist überall einsetzbar, „Mädchen für alles“. Feilen, fräsen, bohren? Hat sie nie gelernt. 53 Jahre musste sie alt werden, bevor sie in eine Ausbildung startete. „Ich bin gefragt worden, ob ich Lust habe“, sagt sie, „und, also ja, ich schau mal.“

Berufsziel: Maschinen- und Anlagenführer

Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ali Ahmadi tauschte sie die Anlagen im Betrieb gegen Schraubstock und Bohrmaschine in der Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne (ABG). Sie sind die ersten, die dort das Angebot einer Teilqualifizierung (TQ) nutzen. In dem Programm werden schrittweise berufliche Kenntnisse erworben, die zum Abschluss als Maschinen- und Anlagenführer führen. 

Die Ausbildung ist in Grundlehrgang, Zerspanung, Steuerungstechnik sowie Thermische Trenn- und Fügeverfahren plus Prüfungsvorbereitung aufgeteilt. Jeweils drei Monate geht es dafür in die Ausbildungswerkstatt Plettenberg oder Letmathe, gefolgt von einer einmonatigen Praxisphase im Unternehmen. Reihenfolge und Zeitpunkt der Module sind flexibel – so wie es im Betrieb passt.

Für die Theorie drücken Schenk und Ahmadi die Schulbank mit den anderen Umschülern in der ABG. Das ist für die Ausbilder durchaus eine Herausforderung, da sie die TQ-Teilnehmer in den laufenden Unterricht integrieren. Die wiederum mussten sich erst wieder ans Lernen gewöhnen. Nicht ganz einfach, aber es klappt.

Auch in der Praxis gibt es noch viel Neues für sie. „Es gibt so viele verschiedene Materialien. Ich lerne das hier richtig gut kennen“, sagt der gelernte Schneider Ahmadi. Schenk ergänzt: „Stahl ist eben nicht gleich Stahl.“ Schon im ersten Modul sind sie sicherer geworden, haben mehr Verständnis für das entwickelt, womit sie seit Jahren im Betrieb zu tun haben. Das Weitermachen ist für sie keine Frage.

„Es ist eine Chance“, sagt Ahmadi, der seit 2016 in Deutschland ist und immer arbeiten wollte: „Mit der Ausbildung bekomme ich ein Papier. Das ist wichtig.“ Und Schenk möchte zeigen, dass Frauen in ihrem Alter das schaffen können. „Ohne Ausbildung bleibt man doch immer nur eine Hilfskraft.“ Vom neu erworbenen Wissen und gewachsenen Selbstvertrauen profitiert auch das Drahtwerk. „Die Maßnahme ist eine sehr attraktive Möglichkeit, unsere Mitarbeiter genau für unsere Bedürfnisse weiterzubilden“, sagt Personalleiter Christof Bergmann: „Es ist ein echter Mehrwert.“

Arbeitsagentur fördert bis zu 100 Prozent

Der Modulaufbau sei perfekt. „So fehlt jemand immer nur drei Monate. Man kann schauen, wo und wann das gerade passt.“ Er hofft, dass weitere Mitarbeiter die Chance ergreifen. Stimmen die Voraussetzungen, fördert die Agentur für Arbeit mit einem Lohnkostenzuschuss von bis zu 100 Prozent sowie der Übernahme der Ausbildungs- und Fahrkosten.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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