Leuna. Noch schweigt die riesige Anlage, und die Stille in der neu gebauten Werkhalle wird nur von gelegentlichem Hämmern oder schrillen Schleifgeräuschen unterbrochen. „Wir erledigen die letzten Arbeiten, Anfang Dezember startet das Anfahren der Anlage“, berichtet Ingo Bräckel, Betriebsleiter bei Domo Chemicals in Leuna.
Ein großes Investment hat das Unternehmen in die hochmoderne Fabrik für Nylonfolien gesteckt, 32 neue Arbeitsplätze sind entstanden. „Die Kollegen wurden im Wesentlichen neu eingestellt“, berichtet Bräckel. Sie werden die Maschinerie rund um die Uhr am Laufen halten und jährlich bis zu 5.000 Tonnen des begehrten Materials herstellen.
Die Nylonfolie ist kein „Nullachtfünfzehn-Produkt“, im Gegenteil: Statt bunt bedruckt Bonbons, Käse oder Kekse zu umhüllen, kommt sie als raffinierte Schutzschicht zum Einsatz.
Eine Sauerstoffsperre verhindert den Verderb
Denn das Material, nur 12 bis 25 Mikrometer dünn, weist eine entscheidende Eigenschaft auf: „Es bildet eine Sauerstoffsperre und verhindert damit den Beginn chemischer Prozesse, die schnell zum Verderben von Produkten wie Medikamenten oder empfindlichen Nahrungsmitteln führen“, erläutert der Betriebsleiter. Nylon ist die englische Bezeichnung für den Kunststoff Polyamid 6. Dessen Ausgangsmaterial (Caprolactam) stellt Domo Chemicals Leuna mit mehr als 170.000 Tonnen pro Jahr her. Meist entstehen daraus Fasern oder fester Kunststoff.
Doch jetzt wird er zu einem neuen Material (biaxial orientierte Polyamid-Folie). Zunächst presst man Polyamid 6, vermischt mit einigen Zuschlagstoffen, durch eine Ringdüse. In der gut 100 Meter langen Anlage wird das Material horizontal und vertikal verstreckt, die Eigenschaften durch Temperatur und Druck fixiert. Und am Ende als 250 Zentimeter breites Folienband auf Rollen gewickelt.
„Zehn Rollen wollen wir pro Tag herstellen, wobei jede Bahn 16.000 Meter lang ist“, so Bräckel. Später werden die Bahnen für die Kunden auf Maß geschnitten und neu aufgewickelt.
„Wir haben uns bewusst bei der Investition für unseren Hauptstandort Leuna entschieden“, betont Domo-Geschäftsführer Luc De Raedt. Neben „Technologie und Know-how vor Ort“ seien die „günstigen Standortbedingungen hinsichtlich Logistik und Energiekosten“ entscheidend.
Ebenfalls gut für Leuna: Die Folienfabrik benötigt für einen Zwischenschritt der Produktion acht Grad kaltes Wasser. Dafür investierte Standortbetreiber InfraLeuna in Kältemaschinen, die Wasser mit überschüssiger Wärme kühlen. Dieser Service interessiert nun auch weitere Firmen.