Hannover. „Ich bin gerne dumm.“ Karten mit diesem Satz begrüßen jeden Gast im großen Hörsaal des Schlosses Herrenhausen. Es ist ein ungewöhnlicher Empfang für die knapp 400 Unternehmer, Führungskräfte und Experten aus ganz Niedersachsen, die zum Arbeitgeberforum des Verbands NiedersachsenMetall gekommen sind. Gelockt hat sie das Thema „Digitale Arbeitswelt – Herausforderungen 2019“, hier wollen sie Know-how tanken. Aber dumm sein, das will nun wirklich niemand von ihnen.

Ausgelegt hat diese Karten der Psychologe und Impulsredner Leon Windscheid aus Münster. Der frühere Hauptgewinner der Sendung „Wer wird Millionär“ will damit provozieren. Er will den Teilnehmern klarmachen, worauf es bei der Digitalisierung ankommt: nämlich lern- und wissbegierig zu sein.

Die Menschen sollten sich auf ihre Stärken wie Moral, Empathie und Kreativität konzentrieren

Und das gehe leichter, wenn man sich eingestehe, dass man nicht alles wisse. Windscheid schlägt gleich noch einen veränderten Denkansatz vor. „Maschinen und Algorithmen werden immer intelligenter; sie funktionieren rational, schnell und effizient.“ Menschen wollten da meistens mithalten. „Wie wäre es, wenn wir uns stattdessen auf unsere Stärken wie Moral, Empathie und Kreativität konzentrieren?“, fragte der Psychologe. Gerade sie machten oft erst Meisterwerke der Kunst möglich.

In zehn Fachforen gab es Infos zu vielen Themen. Wie agile Produktion, Demografie, Fehlerkultur. Dabei zeigte sich: Die Digitalisierung macht den Menschen in der Arbeitswelt wichtiger.

„Der richtige ‚digital Mindset‘ ist dabei ein wichtiger Faktor“

Doch wie bekommen Unternehmen kompetente Fachkräfte? Welches Know-how brauchen die? Und wie kann man die Mitarbeiter motivieren, diese Skills zu erwerben? Für Arbeitgeberverbands-Chef Volker Schmidt ist dabei „der Aufbau des richtigen ‚digital Mindset‘ ein wichtiger Faktor“, also die Entwicklung der Denkweise.

Der Verbands-Chef warnte gleichzeitig vor einer Inflationierung des Begriffs 4.0: „Die Menschen dürfen nicht den Eindruck bekommen, alles werde auf den Kopf gestellt. Exakt dies ist nicht der Fall und dies können wir uns auch gar nicht leisten.“

Man scheitert nur, wenn man aus Fehlern nichts lernt

Für eine bessere Fehlerkultur setzte sich Janina Tiedemann von Continental ein. Man scheitere nur, wenn man aus Fehlern nichts lerne. Sie appellierte an die Zuhörer: „Kommen Sie raus aus der Komfortzone! Nehmen Sie Herausforderungen an und werden Sie besser!“

All das kam gut an bei den Besuchern. Eine Befragung ergab: Fast alle würden die Veranstaltung weiterempfehlen. Vielen dürfte es so ergangen sein wie Matthias Mehler, dem Geschäftsführer der Werften Gruppe: „Mich nur für zwei Fachforen anzumelden, fiel mir richtig schwer.“