Neckarsulm. Bei Alarm ist er zur Stelle: „Von null auf hundert“, sagt Thomas Mann. „Als Feuerwehrmann hat man keine Zeit zum Warmlaufen.“ Schon in wenigen Sekunden steht er in voller Montur und mit Helm auf der Leiter – bereit für den Einsatz. Was an diesem Tag nur eine Übung ist, kann jederzeit der Ernstfall sein.
Thomas Mann (53) ist Feuerwehrmann bei der Werkfeuerwehr im Audi-Werk Neckarsulm bei Heilbronn. Hier arbeiten rund 16.900 Menschen und bauen die Premiummodelle des Konzerns, wie den A8 und den A7. Das Werk lebt, hier wird montiert, geschweißt, geflext und gekocht. Und die Feuerwehr soll nicht erst dann ausrücken, wenn es tatsächlich brennt – im Gegenteil. „Ein guter Brandschutz sorgt dafür, dass es eben nicht so weit kommt.“
Mann ist seit 25 Jahren bei der Werkfeuerwehr und seit 27 Jahren bei dem Auto-Konzern: „Mein Ziel war damals, bei Audi zu arbeiten“, sagt er. Angefangen hat er 1990 im Rohbau, die Feuerwehr war sein Hobby nach Feierabend. Die Chance, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, ergab sich, als intern eine Stelle für die Werkfeuerwehr ausgeschrieben wurde. „Ich habe mich beworben und sechs Wochen später angefangen“, so erzählt Mann. Heute ist er Staffelführer der „Wachgruppe blau“, einer von vier Abteilungen, die zusammen die 100 Mann der Werkfeuerwehr stellen.
Zu tun gibt es genug: Das Audi-Werk hat eine beeindruckende Fläche von einer Million Quadratmetern. Die Werkfeuerwehr trägt einen großen Teil zur Sicherheit der Mitarbeiter bei. Sie ist buchstäblich „schneller als die Feuerwehr“, weil sie vor Ort stationiert ist – und die eigenen Feuerwehrleute kennen Anlagen, Betriebsabläufe und Gefahrenpläne im Detail.
Wenn beispielsweise etwas umgebaut oder repariert werden muss, prüfen Mann und seine Kollegen, ob die Schweißstelle frei von brennbarem Material und gut abgeschirmt ist. Auch die Schutzkleidung wird kontrolliert – und ob ein Feuerlöscher griffbereit ist.
Ist das erledigt und wird gerade kein Alarm ausgelöst, kümmert sich Mann um die Instandhaltung der Ausrüstung: 8.000 Feuerlöscher, 6.000 Feuerwehrschläuche, Sprinkleranlagen und ein Fuhrpark mit zwölf Fahrzeugen sind ständig in Schuss zu halten. In der Feuerwache reihen sich die Spinde, jeder muss seine Ausrüstung greifbar haben.
Die Sicherheitszentrale der Feuerwache ist rund um die Uhr besetzt. Wenn irgendwo im Werk ein Rauch- oder Flammenmelder anschlägt, werden die Feuerwehrleute der Schicht alarmiert. Thomas Mann holt sich dann den Plan mit der markierten Einsatzstelle am Drucker ab, rüstet sich aus und verfährt dann genau, wie es die jeweilige Ausrückordnung vorschreibt.
Nach dem Hochwasser schnell wieder flott
Als Staffelführer ist er verantwortlich für sein Team. „Wir müssen körperlich fit sein“, betont Mann. „Die komplette Ausrüstung wiegt 25 Kilo, damit müssen wir Treppen steigen können.“ Das muss er sich regelmäßig vom Arzt bestätigen lassen. Mann sieht da kein Problem: „Mein Hund hält mich auf Trab, mit dem muss ich jeden Tag zweimal raus.“
Manchmal ist es Fehlalarm, wenn er und seine Leute ausrücken. So wie neulich, als in der Küche die Soße überkochte und der Rauchmelder anschlug. Es kann jedoch auch ernster werden, etwa als im letzten Frühjahr nach Unwettern Teile der Produktionshallen unter Wasser standen. Mit Unterstützung der Werkfeuerwehr gelang es den Audianern, die Fertigung schnell wieder flottzumachen.
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Als Jugendlicher kam ich zur freiwilligen Feuerwehr. Bei Audi hatte ich dann die Chance, mein Hobby zum Beruf zu machen.
Was reizt Sie am meisten?
Unsere Arbeit ist wichtig für die Sicherheit im Betrieb. Außerdem habe ich zu allen Mitarbeitern Kontakt, egal auf welcher Hierarchiestufe sie sind.
Worauf kommt es an?
Man muss schnell sein, technisches Verständnis haben und körperlich fit sein.