Hoppla, zu nah am Straßenrand. Es ruckelt kurz, das Lenkrad macht einen winzigen Schwenk nach links, schon ist das Auto wieder auf Kurs – dank Spurhalteassistent. Andreas Simon (34) trägt seinen Teil dazu bei, dass solche Systeme sauber arbeiten und den Menschen am Steuer in kritischen Situationen unterstützen.
„Gerade bei sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen wird viel Zeit, Geld und Mühe in Entwicklung und Tests investiert“, so der junge Mitarbeiter im weißen Poloshirt. Simon ist Data Science Expert bei der ASAP Unternehmensgruppe, einem Spezialisten für Automotive Engineering. Dort analysiert er Datenströme. Ein Job, der immer wichtiger wird. Denn in Fahrzeugen steckt heute jede Menge Software und Elektronik. Im Millisekunden-Takt tauschen etwa Steuergeräte an Bord Informationen aus. „Da muss viel getestet werden, bevor ein neues Modell auf die Straße kommt.“ Etwa bei ASAP in Oberbayern. aktiv hat das Test- und Erprobungszentrum am Hauptsitz Gaimersheim besucht.
Komponenten für brandneue Modelle
Puh, ist das warm da drinnen. „Das sind die vielen Server“, sagt ein Kollege entschuldigend. Und wirklich, in den Testräumen der ASAP Gruppe geht’s heiß her – und mitunter hochgeheim. Denn hier wird allerneueste Technik auf Herz und Nieren geprüft. Darunter viele Komponenten für neue Automodelle. Diskretion ist also angesagt.
Raumhoch stehen in den weiß getünchten Laboren Racks mit verschiedensten Automotive-Komponenten, farbig verkabelt, rot, grün und gelb. Am Datenlogger blinken blaue Lämpchen, das Gerät schneidet bei den automatisierten Tests alles mit. Die breite Bildschirmfront am Schreibtisch zeigt ein digitales Fahrzeug, der Rechner simuliert gerade eine pilotierte Fahrt auf der Autobahn und checkt zugleich, ob die Anzeige auf dem „echten“ Bordmonitor an der Wand gegenüber passt. Wo ist etwas schiefgelaufen, was wurde nicht korrekt angezeigt, wann hat das System vielleicht falsch reagiert?
Bei der Auswertung gilt es, Muster zu erkennen. „Wir suchen nach Auffälligkeiten, kleinsten Abweichungen“, so Simon. „Das ist ein bisschen wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.“ Der Datenanalyst ist hartnäckig, die Detektivarbeit im Automotive Engineering ist wie für ihn gemacht. Dabei kommt Simon ursprünglich aus einem ganz anderen Metier, der Bioinformatik. Zum Ergründen medizinischer Fragestellungen setzt auch diese Wissenschaft auf computergestützte Analysen. Es gibt also Parallelen. „Die Methoden sind ähnlich, nur die Daten sind eben verschieden“, sagt der ASAP-Experte. Mit Computern ist er seit jungen Jahren auf Du und Du. Die Erfahrung kommt ihm jetzt im Job zugute. „Wir sind Methodenberater und zeigen dem Kunden, was man mit unseren Analysen alles herausholen kann.“
Vollbremsung im Erlkönig
Stark vereinfacht läuft ein Test so ab: Zunächst wird neue Software separat geprüft. Im Anschluss wird ermittelt, ob die Komponente so funktioniert, wie sie soll – und wie gut sie mit anderen zusammenspielt. Schließlich wird alles in ein Testfahrzeug eingebaut.
„Das sind die Erlkönige“, so Simon. Was, wie? Erlkönig? Da werden Auto-Fans hellhörig. Die getarnten Erprobungsfahrzeuge fahren, vollgepackt mit Messinstrumenten, einen ganzen Katalog an Aufgaben ab.
Für den Notbremsassistenten sind das etwa Vollbremsungen bei 70, 75, 80 Stundenkilometern und so weiter. „Diese Daten kommen zu uns“, so Simon. ASAP wertet sie dann aus und bereitet sie auf, auch mittels künstlicher Intelligenz. Dafür braucht es schlaue Leute wie Andreas Simon. Er sagt: „KI kann dazulernen, sie ist aber erst mal nur so intelligent wie der Mensch, der die Algorithmen schreibt.“
M+E ist mein Ding!

Dafür stehe ich morgens auf
Ich gehe gern zur Arbeit, allein schon um meine Kollegen zu sehen. Dafür radle ich morgens quer durch den Park ins Büro.
Damit kenne ich mich aus
Ich liebe es, zu programmieren, am liebsten in „Python“. Deshalb habe ich Informatik studiert. Das kommt in meinem Beruf nicht zu kurz.
Das ist bei uns echt gut
ASAP fördert sportliche Aktivität über einen Anbieter für Firmenfitness. Dienstags ist Cyclingkurs, wir sind da sechs Kollegen, die zu Techno in die Pedale treten. Klasse sind auch unsere Karaoke-Abende und unsere Skiausfahrten.
Das Unternehmen ASAP
- Mit Fokus auf Zukunftstechnologien des Automobils und Megatrends wie E-Mobilität, autonomes Fahren und Connectivity wurde die ASAP Gruppe 2010 gegründet und ist seit 2023 eigenständige Tochter des HCLTech Konzerns.
- Sie umfasst die fünf Bereiche Electrics/Electronics, Software, Consulting & Service, Test & Validation, Vehicle Engineering.
- 1.600 Mitarbeitende sind für die Gruppe tätig und helfen in Zusammenarbeit mit HCLTech Autoherstellern, neue Technologien sicher, schnell und günstig auf die Straße zu bringen.

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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