Egal, ob vom ICE oder der Regionalbahn aus – auf vielen Strecken durch Deutschland lässt sich die eine oder andere Sehenswürdigkeit erblicken. Wer beispielsweise schon immer den Loreley-Felsen sehen wollte, sollte unbedingt einmal die Rheinstrecke von Bingen nach Koblenz fahren. Und wer ein Faible für Brücken hat, kann imposante Exemplare auf der Zugfahrt von Freiburg im Breisgau nach Donaueschingen bestaunen.
aktiv hat die zehn schönsten Strecken durchs Land zusammengestellt:
Rheinstrecke: von Bingen nach Koblenz
Fans von Burgen, Weinbergen und Denkmälern kommen auf der Strecke von Bingen rheinaufwärts nach Koblenz auf ihre Kosten – und zwar auf der ICE-Trasse zwischen Mainz und Koblenz.
Insgesamt 70 Kilometer lang fährt der Schnellzug neben dem Rhein her. Auch ein berühmtes Wahrzeichen des Rheinlands lässt sich vom Zug aus entdecken: die Loreley. Schon im Mittelalter war die Gegend rund um den Schieferfelsen ein bekannter Ort. Denn durch starke Strudel und unsichtbare Felsen im Fahrwasser galt die Loreley als gefährlichste Stelle für die Rheinschifffahrt. So entstanden die Sagen rund um die Jungfrau Loreley, die mit ihrem Gesang und ihrer Schönheit Schifffahrer in den Bann zog. In der Landschaft rund um den Felsen sollen Sagen und Legenden zufolge auch Berggeister, Nymphen und Zwerge ihr Unwesen treiben. Die Bahnfahrt sorgt so für einen „Wow-Effekt“ – für Groß und Klein.
Ein Blick in die Landschaft rund um den Felsen lohnt sich: Das Mittelrheintal (Bild) ist Unesco-Welterbe. Seit etwa zwei Jahrtausenden gilt es als einer der wichtigsten Verkehrswege zwischen der Mittelmeerregion und dem Norden Europas. So wurde hier auch der Dichter Heinrich Heine zu seinem Loreleylied und den berühmten Zeilen über verschmähte Liebe („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin“) inspiriert. Die Gegend gilt als Inbegriff der Rheinromantik.
Richtig genießen lässt sich die Landschaft am besten mit der Mittelrheinbahn. Denn hier können die Reisenden anders als beim ICE spontan einen Zwischenstopp einlegen und gotischen Kapellen sowie einigen Burgen einen Besuch abstatten. So kann man beispielsweise am Bahnhof Boppard-Hirzenach aussteigen und auf der Traumschleife Rheingold die Umgebung wandernd erkunden.
Moselstrecke: von Koblenz nach Trier
Wer auf der Rheinstrecke noch nicht genug von Weinbergen bekommen hat, kann gleich von Koblenz aus weiter nach Trier fahren. Das empfiehlt zumindest der ADAC. Links der Mosel betreibt die Deutsche Bahn eine Verbindung. Rechts des 544 Kilometer langen Flusses fuhr bis in die 60er Jahre ebenfalls eine kleine Eisenbahn. Heute fahren Fahrräder auf der ehemaligen Trasse.
Es zahlt sich aus, beispielsweise auf halber Strecke in Neef aus der Regionalbahn auszusteigen, um den Aussichtspunkt „Eulenköpfchen“ auf dem Petersberg oberhalb des Moselortes zu besuchen. Der Weg ist steil und kostet einige Anstrengung: Doch wer erst einmal oben ist, wird mit dem Blick über die berühmte Moselschleife, eine 180-Grad Drehung des Flusses, und den steilsten Weinberg Europas belohnt. Im angrenzenden Bremm lässt sich außerdem der lokale Wein verkosten.
Weinliebhaber können auch auf der Strecke nach Trier in Bullay aus der Regionalbahn aussteigen und auf der Nebenstrecke namens Moselweinbahn bis nach Traben-Trarbach fahren. Die Strecke ist ungefähr 13 Kilometer lang und führt an steilen Weinterrassen vorbei durch verschiedene Winzerdörfer.
Die Moselweinbahn passiert auch einige Highlights für Eisenbahn-Liebhaber. Auf der Strecke geht es zunächst über die Doppelstockbrücke Alf-Bullay und durch den Prinzenkopftunnel. Er ist 459 Meter lang und unterquert den Berg Prinzenkopf im Landkreis Cochem-Zell. Direkt danach geht es über das längste deutsche Hangviadukt (Bild) hin zur Endstation Traben-Trarbach. Und in Trier angekommen, kann man sich in die Römerzeit zurückversetzen lassen – oder einfach nur am Moselufer entspannen.
Bodenseegürtelbahn: von Radolfzell nach Lindau
74 Kilometer lang beeindruckende Ausblicke auf malerische Felder und Weinberge, historische Städte und Gebäude – und auf das größte Binnengewässer in Deutschland: den Bodensee. Das erwartet die Gäste der Bodenseegürtelbahn. Nicht umsonst zählt das Magazin „Geo“ die Route zu den zehn schönsten Bahnstrecken Deutschlands.
Sie verläuft an der Nordseite des Bodensees, mit Umstieg in Friedrichshafen. Wer etwas Zeit mitgebracht hat, kann dort direkt ein paar Sehenswürdigkeiten abklappern, wie zum Beispiel den Aussichtsturm an der Hafenmole, der die Hafeneinfahrt markiert. Von diesem 22 Meter hohen Turm überblickt man die Stadt mit ihrer Schlosskirche, den See und kann das Panorama auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen sowie die Sicht auf die Obstgärten im Hinterland genießen.
Einmal in Lindau angekommen, bietet es sich an, dort einige Tage zu verbringen. Das Besondere: Die Altstadt des Ortes liegt auf einer Insel im Bodensee. Sogar der Hauptbahnhof (Bild) liegt in unmittelbarer Nähe zum Hafen Lindaus. Dieser ist durch einen 500 Meter langen Damm mit dem Festland verbunden.
Die Altstadtinsel ist durch das denkmalgeschützte historische Zentrum für sich genommen schon ein Hingucker. Ein Spaziergang an der Uferpromenade mit ihren zahlreichen Cafés lockt bei schönem Wetter. Lindau bietet auch ein großes Freizeitangebot. So können Besucher beispielsweise im Sommer Sportarten wie Stand-up-Paddeln oder Windsurfen ausprobieren. Wer sich für Luftschiff- und Raumfahrtgeschichte interessiert, wird im Zeppelin- und Dornier-Museum fündig. Für Kunstliebhaber bietet Ersteres auch eine Kunstsammlung süddeutscher Meister vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Wer es lieber gemütlich mag, leiht sich ein Boot und erkundet das Gewässer. Für eine Entdeckungstour eignet sich ein Inselhopping zwischen Lindau, Mainau und Reichenau. Auch im Winter wird einem nicht langweilig: Eislaufen, Rodeln oder Schneeschuhwandern sind nur ein paar mögliche Aktivitäten.
Marschbahn: von Hamburg nach Sylt
Wach bleiben lohnt sich in der Marschbahn, denn auf der Strecke von Hamburg nach Sylt jagt ein Highlight das nächste. Das findet auch der ADAC und nahm die Strecke deshalb in seine Top 11 der schönsten Bahnstrecken Deutschlands auf.
Den Namen hat die Bahn wohl ihrer Route zu verdanken: Einige Teile der insgesamt ungefähr 200 Kilometer langen Strecke verlaufen durch typisch norddeutsches Marschland, also dem Gebiet an nordwestdeutschen Küsten mit sehr fruchtbarem Boden.
Zu den ganz besonderen Streckenabschnitten zählt definitiv die Hochbrücke Hochdonn, auf welcher Reisende in 40 Meter Höhe den Nord-Ostsee-Kanal überqueren. Für einen Zwischenstopp bietet sich die Hafenstadt Husum an.
Der Hafen gilt eingerahmt von historischen, bunten Häuser als eine echte Attraktion – das maritime Flair lädt dazu ein, entlang der Hafenstraße zu flanieren. Weiter im Zug nach Sylt wartet die Krönung der Strecke: Zwischen den Bahnhöfen Klanxbüll und Morsum verlaufen die Bahngleise über den Hindenburgdamm. Acht Kilometer Strecke führen hier direkt durchs Wattenmeer! Ein faszinierender Ausblick auf den kilometerlangen Sandstrand und Heidelandschaften ist garantiert.
Nationalparkbahn: von Bad Schandau nach Rumburk
Die Nationalparkbahn U28 verbindet die beiden Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz und fährt neunmal täglich 28 Haltestellen an, die perfekte Ausgangspunkte für Wanderungen bieten. Eine davon, der Kneipp-Kurort Bad Schandau an der Elbe, sei denen empfohlen, die in Deutschland einsteigen möchten.
Wer es gerne bequem mag, lehnt sich auf der ungefähr 1,5 Stunden langen Fahrt bis ins tschechische Rumburk zurück und genießt die sensationelle Aussicht auf die Natur durch Hunderte Wegkilometer durch das Elbsandsteingebirge, an besonderen Felsformationen, dichten Wäldern und spektakulären Tälern vorbei.
Wer auf der Suche nach Action und Bewegung ist, dem sei eine Wandertour durch das Elbsandsteingebirge (Bild) empfohlen, die ein einzigartiges Erlebnis verspricht: kilometerweit außergewöhnliche Gebirge, märchenhafte Täler und Wälder. Unter .saechsische-schweiz.de/wandern gibt es weitere Infos.
Aber auch Stadtliebhaber kommen nicht zu kurz: Am Rande des Nationalparks Sächsische Schweiz können Reisende in Sebnitz aussteigen. In diesem Erholungsort treffen Natur und Stadttreiben aufeinander.
Die Stadt Rumburk, Endstation der Nationalparkbahn, ist mindestens einen Tagestrip wert. In dem historischen und bunten Städtchen kann man auch tschechischer Geschichte auf den Grund gehen.
Werdenfelsbahn: von München über Mittenwald nach Innsbruck
Gleich mehrere Sehenswürdigkeiten finden sich auf der Strecke von München über Mittenwald nach Innsbruck mit der Werdenfelsbahn, die auch die Regio Bayern – die Nahverkehrs-Tochter der Deutschen Bahn – empfiehlt. Der Zug passiert auf der Strecke 16 Tunnel sowie 18 Viadukte und Brücken, wie die Bogenfachwerkbrücke, die über den zerklüfteten Schlossbachgraben führt. Reisenden sei empfohlen, auf der Strecke von Deutschland nach Österreich am besten auf der rechten Seite zu sitzen.
Schon bald nach Abfahrt in der bayerischen Landeshauptstadt lässt sich ein Blick auf das erste Highlight der Strecke werfen: den Starnberger See. Von dort geht es schnurstracks durch die Moorlandschaft rund um das oberbayerische Städtchen Murnau und von dort in die Alpen. Gebannt von Alpspitze und Zugspitze, Deutschlands höchstem Gipfel, breitet sich für die Mitfahrenden Garmisch-Partenkirchen in einem weiten Tal aus.
Wer gerne wandert, kann vom Garmischer Bahnhof zu verschiedenen Touren starten, etwa auf den Berg Kramer. Kraft sparen lässt sich auf dem Weg zum Gipfel des Wanks, denn dort fährt täglich die Wankbahn von der Talstation auf 740 Meter Höhe bis zur Bergstation auf 1.750 Meter Höhe.
Auch einen Besuch wert: Das von Alpengipfeln umgebene Mittenwald. Der Ort ist vor allem für seine bunt bemalten Häuser und seine Geigenbaugeschichte bekannt. Musikliebhaber kommen auf ihre Kosten: Alle vier Jahre findet hier auch der Internationale Geigenbauwettbewerb statt.
Weiter geht die Fahrt ins Inntal nach Österreich. Der Streckenabschnitt beeindruckt: Entlang steiler Hänge der Karwendel-Gebirgsgruppe (Bild) geht es durch zahlreiche Tunnel knapp 19 Kilometer bergab und weiter bis zur Endstation Innsbruck.
Brückenrekord erleben: von Halle nach Erfurt
Diese Bahnstrecke, die die Zeitschrift „Geo“ zu den zehn schönsten in Deutschland zählt, bietet sich besonders für Brücken-Liebhaber an. Auf den etwa 120 Kilometern gibt es immer wieder atemberaubende Aussichten über weite Landschaften und idyllische Orte.
Besonders beeindruckend: Der Weg über die Unstruttalbrücke (Bild) und die 6,5 Kilometer lange Saale-Elster-Brücke. Die Brücke gilt als längste Fernbahnbrücke Europas und hat mehr als 200 Millionen Euro gekostet.
Naturliebhaber werden vom Anblick des thüringischen Höhenzugs Finne und der Saale-Elster-Aue besonders begeistert sein. Die südlich von Halle gelegene Auenlandschaft lädt mit ihren zahlreichen Wasserläufen, Wiesen und Auwäldern zum genaueren Erkunden ein.
Auch Halle und Erfurt haben viel zu bieten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Ausflug in die Altstadt der Thüringer Hauptstadt? Die kleinen Lädchen auf der bekannten Krämerbrücke voller Fachwerkhäuser laden zum Flanieren ein, die Aussicht vom Petersberg sollte man sich nicht entgehen lassen.
Rügens Rasender Roland: mit der Dampflok über die Ostseeinsel
Wer auf der Insel Rügen etwas zu sehen bekommen will, sollte sich die dampflokbetriebene Schmalspureisenbahn mit dem Namen „Rasender Roland“ (Bild) nicht entgehen lassen. Täglich fährt die Bahn von Putbus, das für seine weiß gestrichenen Häusern bekannt ist, bis nach Göhren. Vom Zugendpunkt aus ist es nicht mehr weit bis zur Ostseeufer-Promenade. Im Sommer fährt die Rügensche Bäderbahn, wie die Bahnstrecke offiziell heißt, sogar mit einem nach oben offenen Wagen.
Ab Putbus geht es für die Reisenden etwa 24 Kilometer durch Hügellandschaften und Laubwälder bis zum Jagdschloss Granitz, das zu den beliebtesten Ausflugszielen Mecklenburg-Vorpommerns zählt. Wer mag, kann zwischendurch aussteigen und sich eine Pause in einem der bekannten Seebäder gönnen. Die Bedarfshaltestellen – dafür dem Zugpersonal Bescheid geben – befinden sich an zahlreichen Ostseebädern, wie beispielsweise in Binz oder Sellin.
Seit 1895 fährt die Dampflok mit einer wohl eher gemütlichen Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern in der Stunde über die Insel. Ein Gefühl von Nostalgie sollte also im Preis inbegriffen sein. Wie genau die Bahn zu ihrem Namen „Rasender Roland“ gekommen ist, weiß übrigens den Betreibern zufolge keiner so genau. Einer Theorie zufolge könnte der Spitzname auf eine Figur aus Bergmannsbräuchen zurückgehen. Denn in den 1950er Jahren suchten viele Bergarbeiter aus dem sächsischen Uranbergbau Erholung in Binz.
Höllentalbahn: von Freiburg im Breisgau nach Donaueschingen
Auch wenn sie Höllentalbahn heißt, wird die Fahrt mit ihr wohl eher kein Teufelsritt. Die steilste Bahn Deutschlands verbindet die beiden Städte Freiburg und Donaueschingen im Schwarzwald miteinander. Auf dem Abschnitt zwischen Himmelreich und Hinterzarten geht es auf einer Strecke von zwölf Kilometern 400 Meter in die Höhe.
Eine Besonderheit der Reise durch den Schwarzwald: die neun Tunnel und vor allem die zahlreichen Brücken, die Ausblicke über den Schwarzwald und seine Täler gewähren. So erlaubt das Ravennaviadukt (Bild) einen Blick über die bekannte gleichnamige Schlucht und auch der Titisee lässt sich von der Bahn aus erblicken. Der ADAC erwähnt die Strecke in seiner Auflistung „Die schönsten Bahnstrecken in Deutschland“.
Wer nicht genug von Seen bekommt, kann alternativ an der Station Titisee in die Dreiseenbahn umsteigen. Die Bahn passiert auf ihrem 19 Kilometer langen Weg fünf Stationen, die alle in der Nähe der Seen Titisee, Windgfällweiher und Schluchsee liegen. In Feldberg-Bärental erreicht diese den mit 967 Metern höchstgelegenen Normalspur-Bahnhof Deutschlands. Der Linienverkehr befährt diese Strecke regulär – ab Seebrugg gibt es zusätzlich historische Sonderfahrten.
Übrigens schafften die Loks früher die Strecke hinauf bis Hinterzarten nicht aus eigener Kraft und brauchten deshalb lange die Unterstützung des Zahnradbetriebs, der die Lok entweder hochzog oder beim Herunterfahren bremste. Heute schaffen die modernen Lokomotiven den Weg über Kirchzarten, Himmelreich, den Hirschsprung, Hinterzarten, Titisee, Löffingen, Döggingen bis Donaueschingen ohne Probleme.
Norddeutsches Flair: von Kiel nach Lübeck
Quer durch die Holsteinische Schweiz bietet die Zugfahrt von Kiel nach Lübeck einen großartigen Blick auf das dazwischenliegende Hügelland mit seinen typischen Seen, Wäldern und Wiesen.
Wer viel Zeit hat, kann auf der Hälfte der Strecke in Plön aussteigen. In der Kleinstadt wartet unter anderem das gleichnamige Schloss, das im 17. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges als Residenz der Herzöge von Schleswig-Holsteins erbaut wurde. Dieses zählt zu den größten Schlössern des Bundeslands und ist heute das einzige dort erhaltene in Höhenlage.
Einmal in der Holsteinischen Schweiz bietet es sich an, eine Kanu-Tour zu machen. Der Fluss Schwentine verbindet einige Seen von Eutin bis in die Kieler Förde miteinander. Während der Tour durch Malente, Plön (Bild) oder Preetz – die übrigens alle von der Bahn angefahren werden – wechseln sich immer wieder breite Seen mit engen Flussstellen ab.
In Lübeck angekommen, lassen sich zudem zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie der Museumshafen, das Rathaus und das Holstentor entdecken.