Dass Globalisierung nur den Starken nützt, ist ein populärer Irrtum. Die Wirtschaftswissenschaft hat ihn vor 200 Jahren widerlegt. Doch das Klischee taugt ja so gut, um Leute massenhaft auf die Straße zu bringen! Beim Aufruf zu den jüngsten Protesten gegen Freihandel mit Amerika empörte sich zum Beispiel die Entwicklungshilfe-Organisation Oxfam: Das Öffnen der Weltmärkte nütze nur den „Konzernen“, es sei „zum Nachteil von Menschen, die in Armut leben“, vor allem „in den Ländern des globalen Südens“.
Das Bild im Kopf ist gleich da. Ein hungerndes Kind mit traurigem Blick. Ihr macht Geschäfte, ich bin euch egal.
Und nun aber dies: Fünf Tage nach den Großdemos veröffentlicht überraschenderweise Oxfam eine Studie – zum Kenntnisstand über den sozialen Fortschritt in der Welt. O-Ton: „Nur 0,5 Prozent der Deutschen wissen, dass die Anzahl der Menschen in absoluter Armut in den vergangenen 20 Jahren um über die Hälfte gesunken ist.“
Ermittelt hat diesen Rückgang die Uno. Die Werbeprofis aus der Entwicklungshilfe stellen sich schon drauf ein. So machte Brot für die Welt in der Spendenkampagne 2007 noch Furore mit einer minimal gefüllten Reisschale und dem (übrigens von einer Lucky-Strike-Reklame 2001 abgekupferten) Slogan „Weniger ist leer“. Inzwischen textet man: „Satt ist gut. Saatgut ist besser.“
Es gibt noch immer viel Elend in der Welt, und jeder Euro Spende an Organisationen wie Oxfam, Brot für die Welt oder Misereor ist gut angelegt. Doch es stünde den Helfern gut an, mit der alten Leier aufzuhören. Denn die Richtung stimmt. Die Globalisierung ist nicht Teil des Problems – sondern Teil der Lösung.