Erding/Düsseldorf. Saunen, Dampfbäder, ein Spa und Wellenbad, noch dazu Angebote für Massagen, Fitness und Anti-Stress-Therapien – die Therme Erding bei München ist der größte Wellness-Tempel Deutschlands. Rund 1,7 Millionen Besucher kamen 2016. Kürzlich wurde ein Hotel angebaut: „Jetzt kommen noch mehr Gäste aus dem Umland“, sagt Sprecherin Petra Kuschel.
Die Anlage trifft den Nerv der Zeit. Entspannen, mal abschalten, etwas für die Gesundheit tun – das ist ein Megatrend. Weltweit setzte die Branche 2015 laut dem Global Wellness Institute 3,4 Billionen Euro um! Das ist ein Anstieg um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2017 rechnen die Experten fest mit einem weiteren Schub. Die Branche umfasst auch Fitnessangebote wie Yoga und Kosmetikbehandlungen.
Deutschland zählt zu den größten Märkten: „Der jährliche Umsatz liegt vermutlich bei über 100 Milliarden Euro“, sagt Lutz Hertel, Vorsitzender des Deutschen Wellnessverbands in Düsseldorf. Mehr als 300 Thermen und Bäder sowie 1.300 Hotels mit dem Attribut Wellness gebe es bundesweit. Gut sieben Millionen Bundesbürger interessieren sich laut einer Allensbach-Umfrage für solche Angebote.
„Der Begriff Wellness hat sich in den letzten Jahren in der Gesellschaft fest verankert“, erklärt Hertel den Trend. Man „gönne“ sich Wellness nicht mehr: „Sie gehört zum Leben dazu.“ War ein Thermenbesuch früher eher was für Frauen ab 40, nutzen heute viele junge Leute ab Mitte 20 die Anlagen, darunter Männer, Pärchen und Familien.
Vor allem Kurzurlaube boomen: „Viele buchen bereits mehr als einmal im Jahr ein Wellness-Wochenende“, bestätigt Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts-Gruppe in Düsseldorf. Umsatztreiber sind klassische Massagen. Auch die Nachfrage nach Sportkursen und sogenanntem Life Coaching, das eine gesunde Lebensweise über den Aufenthalt hinaus vermittelt, steigt.
Die Hotelanlagen müssen den Bedürfnissen gerecht werden. Die einen bauen für Familien an. „Es gibt aber auch den Wunsch nach mehr Ruhe und kinderfreien Hotels“, so Altewischer. Laut einer Umfrage würden 59 Prozent der Reisenden eine Herberge nur für Erwachsene buchen. „Das Thema polarisiert, die Hoteliers tun sich schwer“, so der Insider. Das Konzept könnte sich aber etablieren.