Schkopau. Kalt pfeift der Wind, mit röhrendem Motor schiebt eine Raupe Schutt in ein riesiges Loch. Ein Laster rollt heran, bringt Nachschub: Hier wird Deutschlands größte Deponie saniert, die „Hochhalde Schkopau“. Auf 320 Hektar Fläche lagert zum Teil 40 Meter hoch Industriemüll, der vor allem mit Quecksilber belastet ist.

„Wir werden die Deponie so abdichten, dass das giftige Schwermetall im Abfall bleibt“, erklärt Gottfried Tolonits, Betriebsleiter bei der MDSE Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft in Bitterfeld. Sie investiert 180 Millionen Euro in das Jahrhundertprojekt auf der 450 Fußballfelder großen Fläche. Die Kosten trägt die Landesanstalt für Altlastenfreistellung Sachsen-Anhalts.

Von 1937 bis 2005 wurden hier Abfälle aus der Chemie-Industrie abgelagert. Gewaltige 70 Millionen Kubikmeter, vor allem Rückstände aus den benachbarten früheren Buna-Werken, die heute zum Unternehmen Dow gehören. „Es sind meist Kraftwerks-Aschen und Kalkhydrat“, berichtet Ingenieur Tolonits. Sie enthalten giftiges Quecksilber, das durch versickerndes Wasser in das Grundwasser gelangen könnte.

Die Lösung der Ingenieure, um das zu verhindern: Die acht Lagerstätten der Deponie werden sickerfest abgedichtet. Diese Abdeckung wird leicht schräg angelegt, damit das Oberflächenwasser abfließen kann. Ein acht Kilometer langer Graben soll es auffangen und in ein Staubecken leiten, das noch zu bauen ist. Darin kann das Wasser, wenn nötig, gereinigt werden. Vom Becken aus fließt es kontrolliert in das Flüsschen Laucha.

Nach unten muss die Deponie nicht abgedichtet werden, da das Grundwasser hochdrückt. „Das Konzept klingt einfach und ist doch eine riesige Herausforderung“, sagt Harald Rötschke, technischer Geschäftsführer der Sanierungsgesellschaft mit 100 Beschäftigten. Denn damit das komplette System funktioniert, müssen die Laucha auf 1,5 Kilometer Länge verlegt, eine neue Eisenbahnbrücke errichtet und ein Teil der Deponie verlagert werden.

100 Millionen Euro für das Deckmaterial

Wie wird die Halde oben dicht? Auf den Industrieabfall kommt zuerst eine Lage „mineralisches Material“, etwa Bauschutt, dann mehrere Lagen mit wasserdichtem Ton und zuletzt Rekultivierungsboden. „Dafür brauchen wir zehn Millionen Tonnen Material“, sagt Rötschke. „Das kostet etwa 100 Millionen Euro.“

Auch wenn die Deponie, wie geplant, 2033 saniert ist, geht die Arbeit weiter. 30 Jahre lang muss nachgesorgt werden. Etwa, damit sich keine tief wurzelnden Bäume ansiedeln. Nur dann bleibt der Abfall sicher eingeschlossen.