Mittenwalde. Die Ampel leuchtet zwar grün, aber Mitarbeiter Olaf Schönfeld schaut doch auf den Monitor: Der aktuelle Energieverbrauch der Motzener Gummi- und Kunststoffverarbeitung (Brandenburg) liegt im Rahmen, obwohl viele Maschinen laufen. „Wir können jetzt den Temperofen zum Vulkanisieren von Silikondichtungen zuschalten“, sagt Schönfeld. Der frisst immerhin 40 Kilowattstunden.

Idyllischer See liegt nur 150 Meter vom Standort entfernt

Das Problem: „Wenn der Stromverbrauch nur 15 Minuten über dem mit dem Energieversorger ausgemachten Limit liegt, steigen die Kosten pro Kilowattstunde erheblich“, erklärt Dennys Fröhlich. Der Meister der Instandhaltung im 60-Mann-Betrieb hat das komplexe Energieüberwachungssystem entworfen, gebaut, programmiert und über die Jahre immer wieder modernisiert.

Der Anlass dafür trägt den Namen EMAS: „Eco Management and Audit Scheme“. Das ist das Umweltmanagement-System nach der europäischen Norm. Und das ist wesentlich strenger als die deutsche Variante. Seit 15 Jahren schon arbeitet der mittelständische Familienbetrieb nach dieser freiwillig auferlegten Norm.

Erst vor wenigen Wochen erhielt Firmenchef Thomas König von Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke persönlich die Anerkennung für das Umweltengagement in Form einer Urkunde. „Wir arbeiten in einer landschaftlich sehr reizvollen Umgebung, der Motzener See ist nur 150 Meter entfernt, der Tourismus ist wichtig für die Region“, erläutert König die Entscheidung.

Mittlerweile wird jedes Gramm Material registriert und dokumentiert, das ins Unternehmen kommt und als Produkt wieder verlässt. Energie- und Wasserbilanzen werden erstellt, Gefahrstoffe ins Kataster eingetragen, der Ölverbrauch der Maschinen überwacht, Verpackungsmaterialien recycelt, ausvulkanisierte Gummiabfälle und Kunststoffreste wie Folien und Angüsse zur Weiterverarbeitung verkauft und vieles mehr.

Ein Dienstleister holt selbst ölverschmierte Putzlappen regelmäßig ab, reinigt sie umweltgerecht und liefert saubere Tücher.

„Das System ermöglicht uns auch, den spezifischen Einsatz von Energie und Kühlwasser pro Produkt auszurechnen und uns gegebenenfalls etwas einfallen zu lassen, um effizienter zu werden“, übernimmt Monika König. Die Ehefrau des Chefs hat ebenfalls das Ingenieur-Diplom für Kunststoff-Verfahrenstechnik und ist seit über 20 Jahren für das Umweltmanagement verantwortlich.

Die Arbeitsplätze werden sicherer

Von 1999 bis 2001 hat sie mit einem externen Sachverständigen EMAS im Unternehmen umgesetzt. „Das war anfangs ein ganz schöner Kraftakt, auch finanziell, obwohl es Fördergelder gab“, gibt sie zu und zeigt die umfangreiche jährliche Dokumentation vor. In der steckt eine ganze Menge Aufwand; etwa durch die ständige Aktualisierung und Pflege der Daten und Statistiken.

Einmal im Jahr sehen die EMAS-Kontrolleure für einen oder mehrere Tage im Betrieb nach dem Rechten. Sie befragen auch die Beschäftigten, um zu sehen, ob sie das System verinnerlicht haben. „Das ist bei uns kein Problem“, sagt Ingenieurin König, „unsere Mitarbeiter ziehen da mit.“ Denn der große Aufwand lohnt und macht auch ihre Arbeitsplätze sicherer: „EMAS bringt uns seit einiger Zeit unterm Strich sogar Kosteneinsparungen.“